Depression-Sieh die kleinen Schritte. Sei stolz auf dich. Du bist schon so weit gegangen.

Depression - Sieh deine kleinen Schritte! Sei stolz!

"Sehen Sie Ihre vielen kleinen Schritte, liebe Frau Pfennig. Sie haben schon so viel geschafft. Schreiben Sie diese Schritte auf, bis zur nächsten Therapie-Stunde."

Ich habe nie im Leben daran geglaubt, dass ich so viele Dinge inzwischen gelernt und wieder kann. Es sind so viele kleine Schritte und ich schreibe sie alle auf, damit ich sie hervor holen kann, wenn ich wieder einmal daran glaube, es nie aus der Depression heraus zu schaffen.

FÜR DICH

Ja, für dich,  der du gerade diesen langen Text liest. Vielleicht hilft es dir ja, wenn du meine Liste gelesen hast, deine eigenen Erfolge zu sehen, um den Glauben an dich selbst zu finden. Darüber würde ich mich für dich freuen. 

Meine Meilensteine!

  • Meilenstein: Ich habe Hilfe angenommen, stationär und teilstationär.
  • Meilenstein: Ich habe 48 Stunden Verhaltenstherapie bewältigt.
  • Meilenstein: Ich habe meinen Job und meine Wohnung gekündigt. Wir sind umgezogen.
  • Meilenstein: Ich habe EU-Rente beantragt. Ich bin Rentnerin.
  • Meilenstein: Ich habe weitere 60 Stunden Verhaltenstherapie absolviert.
  • Meilenstein: Ich habe einen stationäre Traumatherapie beantragt. Ich habe meinen 1. Aufenthalt in der Traumaklinik gemeistert.
  • Meilenstein: Seit Februar nehme ich Gruppen-Ergotherapie in Anspruch und stelle mich meinen Kontaktschwierigkeiten.
  • Meilenstein: Seit Juni nehme ich ambulante Traumatherapie in Anspruch und stelle mich nun meinen Problembaustellen.
  • Meilenstein: März 2018 - ein weiterer Aufenthalt in der Traumaklinik ist beantragt.

Meine kleinen Schritte!

Ich habe mir Wissen angeeignet, lerne und übe immer noch:

 

  • wie wichtig die Pflege meiner Psyche ist.
  • was Depressionen sind.
  • dass ich nicht Schuld bin. Ich habe entsprechend meiner Erfahrungen, meiner Kenntnisse und gelernten Glaubenssätze gehandelt. Für das Leben gibt es keine Gebrauchsanleitung.
  • dass Selbstfürsorge sehr wichtig ist und nicht egoistisch.
  • meine Grenzen anzunehmen, zu achten und zu beachten.
  • mir Pausen zu gönnen, wenn ich sie brauche.
  • NEIN zu sagen, ohne schlechtes Gewissen.
  • MEINE Entscheidungen zu treffen.
  • mit mir selbst geduldig zu sein.
  • mir selbst GUTES zu gönnen.
  • das ich gut bin, wie ich bin.
  • dass ich nicht perfekt sein muss.
  • dass ich Fehler machen darf. Kein Mensch ist ohne Fehler.
  • auszusprechen was ich denke und fühle.
  • dass ich selbst oft zu Erwartungen und Forderungen an mich habe. Mir selbst im Weg stehe.
  • dass ich nicht funktionieren und Erwartungen anderer erfüllen muss.
  • mir selbst zu vertrauen, weil alle in mir ist, was ich brauche. Ich habe mir viel Wissen angeeignet und meine Gedanken sind oft richtig.
  • Gedanken auch Gefühle sind.
  • Angst im Kopf beginnt und ich mich verändern muss, damit sie geht.

 

Ich habe wieder gelernt:

  • mich täglich zu waschen und zu kämmen.
  • selbst kleine Einkäufe zu meistern.
  • den Briefkasten zu öffnen und die Post heraus zu nehmen und auch zu lesen.
  • kleine Alltagsaufgaben (Geschirr weg zu räumen, Staub zu putzen, Frühstück zu machen, zu kochen....) zu erledigen, ab und zu.
  • mit meinem Mann, spazieren zu gehen, in der Altstadt zu bummeln, kleine Ausflüge zu machen.
  • mit der Straßenbahn zu fahren, mit mehreren Anläufen und zwischendurch aussteigen und völlig hilflos, wenn die Straßenbahn Ersatzverkehr hatte
  • Fernsehen zu schauen, Nachrichten und Filme (oft nur mit halben Ohr).
  • ganz langsam, wieder Kontakte zu Menschen (nur im Internet) aufzunehmen.
  • zu lesen (Internet), was mich interessiert, zu verschiedenen Themen. Dabei meide ich Politik, Hassthemen, Sozialarbeit. Bücher lesen klappt leider noch nicht.
  • Ich habe Besuch, bei oder von meinen Kindern und Enkelkindern, gemeistert.
  • Ich habe Schritt für Schritt größere Einkäufe gemeistert.
  • Ich bin stets pünklich zur Therapie erschienen.
  • Ich habe geduscht, Haare gewaschen und mich sauber angezogen, wenn ich nach draußen gehen musste/wollte.
  • Ich habe meinen Job gekündigt und Rente beantragt.
  • Ich habe meine Facebookseite aufgemacht und pflege sie.
  • Ich habe 2012 eine Facebook-Dänemarkgruppe aufgemacht (Therapieauftrag: Suchen sie sich ein Thema, das ihnen Freude bringt, machen sie eine Gruppe auf). Das konnte nur Dänemark sein. Dort übte ich meine ersten Schritte wieder auf Menschen zuzugehen.
  • In der Dänemarkgruppe habe ich Menschen gesucht und gefunden. Ich habe mich diesen Menschen gestellt, geübt meine Grenzen zu ziehen, meine meine Vorstellungen um zu setzen und erste Probleme durch zu halten, ohne die Gruppe hinzuwerfen. Ich habe dort Unterstützung von anderen Menschen gesucht und gefunden, Freunde gefunden.
  • Ich habe ALLE Kontakte aus meinem Arbeitsleben abgebrochen.
  • Ich habe mir in meinem Schneckenhaus eine lange (Jahre lange) Auszeit genommen.
  • Ich habe unseren Urlaub und Ausflüge gemeistert. (mit vielen Pausen und wenig Aktivität)
  • 2015 begann ich Texte über mein Leben zu schreiben und auf meiner Chronik zu veröffentlichen. Damit setzte ich mich mit Themen auseinander und verarbeitete sie weiter.
  • 2015 habe ich die Facebook-Seite „Ich vertraue mir selbst, alles was ich brauche ist in mir“ eröffnet. Es begann mit einer Fotoseite, dann wurde sie Glücksmomente-Seite und heute ist sie meine Seite, auf der ich meinen Blog zum Thema Depression und meine Merksätze veröffentliche.
  • Ich setze mich öffentlich im Facebook mit dem Thema Depression auseinander.
  • Ich habe 2016 den Kontakt zu meiner Mutter abgebrochen.
  • Ich habe 2016 das Medi Risperidon in kleinsten Schritten reduziert. (Achtung sehr starke Entzugserscheinungen)
  • 2016 begann ich meine Homepage zu gestalten und mit Inhalten zu füllen. Meine Seite für schöne Erinnerungen an Dänemark und andere Reisen/Ausflüge sowie für das Thema Depression und Trauma.
  • 2017 habe ich die Facebookgruppe "Ein Boot auf dem Meer" gegründet, für Betroffene, Angehörige, Interessierte und Profis.

2017 – Meine Schritte nach der Traumaklinik

Einen wirklichen Schritt, einen MEILENSTEIN, zurück ins Leben, hat mein Aufenthalt in der Traumaklinik bewirkt. Darüber hinaus war die dauerhafte Bewilligung der Rente eine Angst-Entlastung.

 

Traumaklinik – Erinnerungen, die nachhaltig positiv auf mich wirken

  • Ich habe 10 Wochen stationäre Traumatherapie gemeistert! Ich habe mir jeden Tag, jede Therapiestunde und jeden Kontakt zu Menschen erkämpft.
  • Eine Stunde aus der Dramatherapie zum Thema: Wer bin ich, hat sich in meiner Erinnerung eingebrannt und meine Meinung, dass ich ein wertvoller Mensch bin, herausgestellt und gestärkt. Noch immer sehe ich mich selbst, als ich zu dieser Erkenntnis gelange, wie positiv dieser Augenblick für mich war und bin noch immer sehr dankbar dafür, das die Therapie(viertel)stunde damit beendet wurde (damit dieser Gedanke in mir wirken kann).
  • Die Verabschiedungs-Therapiestunde der Traumaklinik ist ebenfalls noch sehr klar und deutlich in meiner Erinnerung, mit all ihrer positiven Energie. Obwohl ich nur wenig Gruppenkontakte hatte, wenig direkte Kontakte mit den Mitpatienten, brach ein Wertschätzungssturm über mich herein. Mit den Menschen um mich herum, habe ich alles richtig gemacht. Die Kleinigkeiten (meine Meinung) waren für sie, wertvolle Leistungen.
  • Auch die Rauchergruppe, in aller Vielfalt, verabschiedete sich sehr warm und dankbar. Für alle war mein „Guten Morgen (Ute …) eine Wohltat zum frühen Morgen.
  • Trotz meiner Zurückhaltung bei der Kontaktaufnahme zu anderen Patienten, habe ich eine Freundin gefunden und mit einigen noch immer Kontakt, über Facebook, was mir Freude gibt.

Meine kleinen Schritte in das Leben nach der Traumaklinik

  • Aus meinen Worten für andere: Vertrau dir selbst, alles was du brauchst ist in dir, wurden Worte für mich selbst: Ich vertraue mir selbst. Alles was ich brauche ist in mir!
  • Ich habe mein Schneckenhaus verlassen und bin nur noch manchmal zu Besuch dort, um ganz für mich selbst zu sein und Kraft zu tanken.
  • Ich habe das Medikament Risperidon vollständig ausgeschlichen.
  • Ich habe keine Panik- oder Schreiattacken mehr. Ich habe nur noch Angst, fühle mich sehr unwohl und bin sehr angespannt, Schweißausbrüche sind an der Tagesordnung.
  • Ich habe selten Dissoziationen, nur wenn ich mich selbst völlig überfordere.
  • Zur weiteren Stabilisierung, zur Kontaktpflege mit Menschen, mache ich seit Februar regelmäßig Gruppen-Ergotherapie.
  • Ich gehe regelmäßig zur ambulanten Traumatherapie. Ich habe zwei Selbstfürsorge-Rituale, die mich beschützen. Vor der Therapie mache ich Picknickpause an der Elbe und nach der Therapie setze ich mich erst in ein Café, bevor ich mit dem Bus nach Hause fahre.
  • Ich habe Krisen gemeistert, mit punktueller Unterstützung meiner Therapeutin und ohne langanhaltend in ein tiefes Loch zu fallen.
  • Ich habe den Tod meiner Mutter, das furchtbare Testament und die Entscheidung meiner Geschwister dazu, gut überstanden.
  • Ich habe den Kontakt zu meinen Geschwistern abgebrochen.
  • Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben, den Trauertag meines toten Kindes, bewusst gestaltet und sehr positiv erlebt.
  • Ich habe eine tiefe Krisensituation mit meinem depressiven Sohn gemeistert.
  • Ich habe mich, in der Familie, mit einem Streitthema auseinander gesetzt. Ich habe es nicht hingenommen. Ich wollte für mich Veränderung. Ich habe meine Entscheidung getroffen.
  • Ich bewältige meine Struktur- und Alltagsaufgaben zur Stabilisierung
  • Ich verbringe keinen Tag mehr im Bett.
  • Ich habe eine Grund-Tagesstruktur, die ich fast immer einhalte.
  • Ich stehe jeden Tag auf, spätestens am Mittag (selten).
  • Ich ziehe mich jeden Tag an und wasche mich.
  • Ich dusche 2-3 mal in der Woche.
  • Ich esse wieder regelmäßig 3x mal am Tag und ich trinke regelmäßig Wasser/Saft.
  • Ich erledige wieder Alltagsaufgaben wie Wohnung putzen, Fenster putzen oder Wäsche waschen, einkaufen und stelle mein Geschirr oft sofort in den Spüler. Die Wohnung ist, fast immer, soweit ordentlich und sauber.
  • Ich achte wieder auf mich. Ich ziehe mich hübsch an und lege auch Schmuck an, wenn ich nach draußen gehe.
  • Ich kaufe mir neue Bekleidung, nach MEINEN Wünschen und Vorstellungen.
  • Ich gehe allein spazieren und sitze allein im Restaurant.
  • Ich bin mit Michael jedes Wochenende unterwegs.
  • Ich bin im Urlaub und bei Ausflügen wesentlich aktiver, auch selbstaktiv.
  • Ich kann wieder mehr als eine Stunde laufen (spazieren gehen).
  • Ich gehe, wenn es klingelt, an die Tür und nehme auch Post für andere Mieter an.
  • Ich rufe wieder selbst an und kann ohne riesige Anstrengung wieder länger telefonieren.
  • Ich lese wieder (überfliege) die Zeitung, auf der Suche nach Ausflugtips.
  • Ich kann wieder Straßenbahn fahren, im ersten Anlauf und ohne zwischendurch auszusteigen, ich kann es besser aushalten.
  • Meine Kontaktaufnahme zu anderen Menschen, hat sich positiv verändert
  • Ich kann in der Therapie, wenn ich erzähle, meiner Therapeutin öfter und länger ins Gesicht schauen.
  • Ich kann wieder anderen Menschen, ins Gesicht schauen, wenn ich z.B. einkaufe, bezahle, bestelle oder mit ihnen unterhalte.
  • Ich kann besser Menschen (in der Straßenbahn, Wartezimmer, auf Plätzen) aushalten.
  • Ich kann Straßenbahn fahren, ohne mehrere Anläufe beim einsteigen.
  • Ich nehme in der Ergotherapie an Gesprächen untereinander teil.
  • Ich kann Gesprächen wieder länger und vollständig folgen, mein Kopf bleibt im Gespräch. Wenn es zu viel wird, breche ich ab.
  • Ich habe die Kraft mich mit einem Thema intensiv auseinander zu setzen, es zu verarbeiten, aufzuschreiben und MEINE Entscheidungen zu treffen, ganz für mich selbst.
  • Ich sage einfache Arzttermine ab, wenn es mir sehr schlecht geht und lasse mir einen neuen Termin geben.
  • Ich kann mehrere Tage, hinter einander, gemeinsam mit der Familie verbringen, ohne vorher oder nachher in Gedankenstrudeln zu versinken.
  • Meine Gefühls- und Lebenswelt hat sich positiv verändert.
  • Ich erlebe jetzt gute Tage und Tage an denen ich kämpfen muss. Mein Leben besteht jetzt endlich aus einem Wechsel der Stimmung innerhalb einer Woche, wie ich so oft gelesen habe und nie erlebt habe. Es gibt jetzt ganze Tag oder auch Stunden in denen ich selbst aktiv bin, mein Leben heller ist. Ich falle auch nicht mehr so tief in Stimmungslöcher. Insgesamt ist mein Leben nicht mehr so leer, grau, eintönig anstrengend, antriebslos, teilnahmslos und dunkel. Ich habe jetzt endlich etwas Farbe in meinem Dasein. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich sehe endlich das Licht am Ende des Tunnels.
  • Ich weiß jetzt, dass ich Gefühle habe, nur meine Verbindung zu den Emotionen ist gestört.
  • Ich bin innerlich, nicht mehr vollkommen leer, ohne Emotionen. Ich kann wieder Schönheit und Freude der Natur „empfinden“. Es ist etwas da, dass es meine Seele erreicht und mein Gesicht von allein lächeln lässt (besonders im Urlaub).
  • Ich kann wieder wütend sein, meinen Laptop anschreien.
  • Ich habe wieder Freude am fotografieren. Ich sehe wieder Motive und Schönes.
  • Ich kann wieder in den Spiegel schauen, ohne mir zu sagen: du bist doof.
  • Ich bin nicht mehr hyper Geräuschempfindlich.
  • Ich sehe wieder den Schmutz, liegen gelassene Dinge und es ist mir nicht mehr egal.
  • Meine Angst „es nicht zu schaffen“, „schlechte Tage“ o.ä. vor Tagen mit Besuch, Urlaubstagen oder Familientagen, zieht mich nicht mehr in eine tiefe Schlucht ohne sichtbaren Weg heraus.