Risperidon (Risperidal) ein Medikament was gibt und nimmt.

Risperidon ein Medikament was gibt und nimmt.

Ich habe jetzt fast 4 Jahre Risperidon genommen, zu meinen Antidepressiva. Ich habe es bekommen als ich schlimme Angstzustände und Panikattacken hatte. Als in diesem Jahr die Angstzustände weniger heftig und die Panikattacken sehr selten wurden, ich von den heftigen Nebenwirkungen lass, habe ich mich entschieden den Versuch zu unternehmen ohne dieses Medikament aus zu kommen.

 

Ich sprach das Vorhaben bei meiner Ärztin an, die nur sagte, versuchen sie es. Sie sagte weder etwas dazu wie die Reduzierung/das Ausschleichen vor sich gehen sollte, noch warnte sie mich vor dem Entzug. Ohne die Hilfe von meiner Freundin Yvonne und Markus wäre der Versuch wohl daneben gegangen. Markus warnte mich eindringlich, das Ausschleichen sehr langsam vorzunehmen. Yvonne riet mir in den schlechten Tagen, den Entzug aus zu sitzen.

Es war ein heftiger Kraftakt mit mehreren Wochen in denen es mir richtig schlecht ging. Ich war einfach zu gar nichts in der Lage. Aber ich bin jetzt von 1,00 mg auf 0,25 mg runter. 

 

Mein Fazit:

Das Medikament ist sicherlich bei starken Angstzuständen und Panikattacken angebracht, denn es stellt einen sehr ruhig. Es nimmt einem den größten Anteil der Angst. Aber es nimmt dir auch das Leben. Es macht dich innerlich völlig leer und Anteilnahmslos. Es versetzt dich total in Teilnahmslosigkeit. Ich habe vier Jahre lang 13 - 18 Stunden täglich geschlafen. Ich war nie richtig wach, stets müde. Alles war ein einziger Kampf, nichts ging leicht, auch nicht an besseren Tagen. Ich saß die meiste Zeit einfach auf dem Sofa und wusste nicht warum der Tag schon wieder vorbei war.

 

Ich war ein Zombie.

 

Jetzt geht es mir besser. Ich habe immer noch meine "Zombietage" und Tage an denen ich nichts hin bekomme, antriebslos auf dem Sofa sitze. Doch es ist anders. Jetzt habe ich schlaflose Nächte, jetzt habe ich ununterbrochene Gedankenwirbel, ich bin hellwach, ich sehe wieder und ich fühle wieder etwas (nicht viel, aber ich fühle). Man kann sich mit mir wieder unterhalten. Ich kann wieder zuhören und mitreden, ohne ständig aus dem Gespräch raus zu beamen. Ich erlebe mich anders.

 

Ich habe mich immer gewundert warum andere Depressive in der Reha und in der Therapie so gut drauf waren, so freundlich und wach wirkten und trotzdem davon sprachen, dass es ihnen gerade nicht so gut ging. Ich merke heute an mir selbst den Unterschied. Mir kann es sehr schlecht gehen und trotzdem bin ich insgesamt wacher. Ich habe nur wenig Gedankenkarussells gehabt, mir ging es einfach schlecht, wenn irgendwas nicht stimmig war, mein Kopf wollte nicht denken.  

 

Meine Gedanken haben, glaube ich, Füße zum laufen bekommen und nun können sie nicht mehr aufhören. Manchmal denke ich, ich werde verrückt. Es sind so viele Gedanke auf einmal und alles wirbelt durcheinander. Die Sehnsucht nach Stille in mir wird immer größer. Auch die Sehnsucht, das alles vorbei sein könnte, kommt vor. Leider. Damit muss ich nun klar kommen. Ja und wenn ich rausgehe, dann kommt die Angst. Aber ich kann sie fühlen und beherrschen. Lieber so, als ein Zombie. Ich nehme jetzt lieber im Notfall ein paar Tropfen. Ich will leben! Ich will Anteil nehmen! Ich will wach sein und kämpfen.

 

Trotzdem denke ich, es war richtig das Medikament zu reduzieren. Es hat mich einfach zu sehr aus dem Leben genommen.

 

Risperidon ist ein hartes Medikament und sollte auch nur in den ganz harten Zeiten verschrieben werden. Wäre ich nicht selbst auf die Idee gekommen es abzusetzen, würde ich sie immer noch nehmen. Obwohl auch meine Ärztin weiß das die Angstzustände und Panikattacken selten geworden sind und meinen Zustand genau kannte. Sie hätte, meiner Meinung nach, selbst darauf kommen müssen.

 

Nachsatz:

Ich habe mit meiner Ärztin darüber gesprochen, erzählt wie es mir jetzt geht und was in meinem Kopf los ist. Gemeinsam haben wir uns entschieden, das Risperidon nicht weiter aus zu schleichen. Es ist nur noch 0,25mg und das sollte zur Unterstützung bleiben. Sie hat auch überlegt das Medikament wieder um 0,25mg zu erhöhen, was ich aber sofort ablehnte.

 

Sie hat, so wie ich auch, Bedenken wegen der Todessehnsucht. Sie war vielleicht nie an der Oberfläche, weil das Medi sie in Zaum gehalten hat. Ich werde es weiter nehmen, bis ich in die Traumaklinik gehe. Diese kann dann entscheiden, wie wir weiterhin damit umgehen. Ich denke das ist eine gute Entscheidung. Es ist wie immer im Leben. Manchmal kann ich nicht alles haben. Das akzeptiere ich.

 

In der Traumaklinik wurde an den Medikamenten nichts verändert, ja es wurde gar nicht beachtet. Die 10 Wochen in der Klinik haben mir sehr geholfen und mich voran gebracht. Es hat sich einiges geändert und es geht mir wesentlich besser.

Daher habe ich mich entschieden, auf das Risperidon ganz zu verzichten. Es hat ohne weitere Probleme funktioniert.

 

Jetzt bin ich frei von Risperidon.