Mein Traum. Ein Alptraum in Bild und Ton. Er ist in meinem Kopf und macht mich verrückt.

Hilfe! Ich will doch nur nach Hause

Ein heftiger Traum, der auch in der Realität noch vorhanden ist

Ich sitze in einem rasenden Zug, der irgendwo an der Nordseeküste lang fährt. Mit mir fährt ein Kind. Ich habe verschlafen und bin weit weg von meinem eigentlichen Ziel. In meiner Not, springe ich mit dem Kind (Mädchen) aus dem Zug und lande auf einer Sanddüne. Als ich den Blick hebe, schaue ich über große Steinfelsen auf einen rot-weiße Leuchtturm und ein kleines Dorf. Oh mein Gott, es ist mitten in der Nacht und ich will nach Hause zu Michael.  

Irgendwie gehe ich mit meinem Kind auf einen nahe gelegenen Hof und werde freundlich aufgenommen. Ich habe kein Handy bei mir. Ich weiß die Nummer von Michael nicht aus dem Kopf. Hilfe wie soll ich jetzt nach Hause kommen. Mein Kind hat ein Telefon, doch weigert es sich es mir zu geben. Michaels Nummer ist nicht im Telefonbuch. Warum hat sie die Telefonnummer nicht. Warum, er ist doch ein wunderbarer Mensch und hilft uns wo er nur kann. Ich verstehe nicht. Ich habe Angst. Wen kann ich nun anrufen. Hilfe, ich will nach Hause. Mein Kind sitzt schmollend in der Ecke. Ich bitte das Kind Michael anzurufen. Es verweigert sich sehr ablehnend. Ich habe die scheiß Nummer von Michael nicht, schreit es mich an. Hilfe wie komme ich jetzt nach Hause.

 

Andre, mein Sohn könnte helfen, er hat ganz sicher Michaels Nummer. Ich bitte das Kind, Andre anzurufen. Es verweigert sich beleidigt und extrem ablehnend. Hilfe, ich will nach Hause! Die Frau des Hauses, beruhigt mich und versucht mich erst mal zum schlafen zu bewegen. Nein, Hilfe ich will nach Hause. Mir geht es schlecht und dauernd muss ich die Toilette aufsuchen. Diese ist in einem alten Verschlag und die Tür ist nicht zu verriegeln. Ich habe Angst. Hilfe ich will nach Hause. Dann gehe ich mit der Frau, eine hübsche Straße zu einem Haus, mit alten Gemäuer, Butzenglas und schiefen Fenstern. Es ist wunderschön. Darinnen ist eine Werkstatt. Eine Werkstatt für Bonbonmacher. Andere stellen Glücksbringer her. Hilfe ich will nach Hause. Nehmen sie sich einen Glücksbringer, sagt die Frau, den können sie gut gebrauchen. Hilfe, ich will doch nur nach Hause. Bitte lasst mich nach Hause. Michael macht sich Sorgen und sucht mich bestimmt schon.

Das Kind schmeißt mir das Handy hin. Ich komme nicht klar. Mehrfach versuche ich die Nummer von Andre zu finden. Wo ist sie. Ich finde sie nicht. Hilfe ich will nach Hause. Ich werde immer verrückter und ärgere mich heftig. Ich will doch nur irgendwie wieder nach Hause.Das Kind schreit mich an. Lass es doch sein. Du bist zu blöd ein Handy zu bedienen. Geh ja nicht in meine Daten und Fotos. Das geht dich nichts an. Hilfe Kind, such mir die Nummer von Andre, ich finde sie nicht. Ich suche verzweifelt die Kontaktliste ab und finde sie nicht. Ich öffne andere Listen und finde Andre nicht. Das Telefon hängt sich auf. Einschalten, suchen, irgendwelche Tasten drücken … Hilfe ich will nach Hause, Kind hilf mir doch bitte. Du bist so blöd antwortet es, sucht mir dann aber die Telefonnummer heraus.

 

Es ist 1.45 Uhr und ich kann endlich Andre anrufen. Er geht nicht an das Telefon. Hilfe ich will nach Hause. Das Kind ist wütend und schmollt. Es würdigt mich keines Blickes. Ich kann seine ganze Ablehnung und Wut spüren. Ich schaue es an und sage ihm das ich es liebe, wir aber wir hier nicht bleiben können. Ich bitte es noch einmal telefonieren zu dürfen. Es schmeißt mir das Handy vor die Füße und schreit: mach doch du dämliche Kuh. Ich versuche es wieder, ich habe so große Angst. Am anderen Ende tutet der Rufton …

 

Es klingt an der Wohnungstür. Ich werde wach und springe sofort aus dem Bett. Erst jetzt begreife ich, es war ein Traum und der Paket-Bote hat mich herausgeholt. Hilfe. Was ist nur los. Ich nehme das Paket an, koche Kaffee, setze mich auf den Balkon und trinke Kaffee und rauche. Der Traum, seine ohnmächtigen Angstgefühle ist noch immer da. Noch immer in Bild und Ton.

 

Er ist immer noch da und so schreibe ich mit.

Ich bin in einem Traum-Film und schreibe mit.Hilfe, was ist das für ein Traum. So einen Traum, der so wahrhaftig bleibt, hatte ich noch nie. (Ausgenommen hier, die Träume von meinem Sternenkind.)

Das Kind erinnert mich sehr, an das Verhalten meiner Tochter, von Kleinkindalter an.

Hilfe, ich will das nicht.Hilfe, ich fühle mich furchtbar.

Hilfe, ich glaube ich habe gerade einen Kampf mit meinem inneren Kind geführt. Ich habe es gestern in der Therapie angegriffen.

Jetzt rächt es sich.Kann das sein, wirklich sein?

 

Ich werde gejagt von meinen Gedanken. Ich brauche eine Antwort. Schon wieder.

 

Da sind sie wieder: Kreislaufprobleme – Schwindel, Beklemmungsgefühle, Druck zwischen den Schulterblättern und Angst-Erbrechen.

Ich schreibe einen Hilferuf an meine Therapeutin.

Ich Skille. Eispack, Suppe kochen, Wäsche waschen, Facebook, Kaffee trinken und rauchen.  

 

Langsam fange ich an zu begreifen

Langsam fange ich an zu begreifen, was da in meinem Kopf passiert, was dieser Traum mir sagen will. Meine Gedanken jagen mich noch immer.

 

Dann kommt Email-Antwort von meiner Therapeutin:

Sie gibt mir auf meine Frage keine Antwort, die muss ich allein finden, ist ja klar. Sie gibt mir Hoffnung und Bestärkung, dass ich langsam begreife, welchen Einfluss das innere Kind auf mein Leben noch hat. Sie gibt mir den Hinweis, diese Welten nicht zu ignorieren, sondern hin zu schauen, mit zu fühlen und aufmerksam hin zu schauen.

Sie hat das Gefühl, ich komme dem inneren Kind langsam näher. Sie erinnert mich daran, dass das Kind in mir, mir niemals schaden möchte, dass es nur Aufmerksamkeit fordert. Ich bin sehr dankbar dafür, dass meine Therapeutin heute von ihren Regeln abgewichen ist und mir eine Antwort gesendet hat. Sie hat mir ein großes Stück Angst genommen, vor dem was da gerade in mir tobt.

 

Ihr Antwort bestätigt meine Vermutung vom inneren Kind.

Ich bin sicher, dass ich gerade einen Kampf mit dem inneren Kind gekämpft habe. Die Therapiestunde gestern hat mir sehr bewusst gemacht, dass ich von ihm sehr beeinflusst werde. Mein Abwehrverhalten gegen der Opferrolle hat es auf den Plan gerufen. Es fühlt sich missachtet und abgelehnt, aus diesem Grund sitzt es in meinem Traum schmollend da und verweigert mir die Hilfe. Es gibt seine Angst an mich weiter. Es hat große Angst losgelassen zu werden. Es weiß ja nicht, dass es etwas anderes als Angst gibt und loslassen nicht verlassen heißt.

 

Das innere Kind gibt mir daher seine Gefühle von Hilflosigkeit und Machtlosigkeit. Sie lösen bei mir innerem Frust, Unverständnis und ja auch Wut aus. Wut auf das (innere) Kind, weil es sich mir verweigert. Weil es mir nicht hilft und mich beschimpft. Das (innere) Kind schafft es wieder mir Machtlosigkeit und Hilflosigkeit zu vermitteln. Ich denke Herr Kontrollettie und Frau Perfektion jagen dem Kind die Schrecken ein, in dem sie ihm Horrorgeschichten über loslassen, selbstbestimmtes und selbstverantwortliches Leben erzählen.

 

Ich denke darin liegt die Herausforderung. Diese negativen Gefühle (Schwäche, Hilflosigkeit, Machtlosigkeit, Auslieferung) auch anzunehmen und die strikte Ablehnung, das beständige Abwehrverhalten, ihnen gegenüber zu verändern. Zu verinnerlichen, dass sie aus der Vergangenheit kommen und heute nicht mehr notwendig bzw. gebraucht werden. Ich muss dem inneren Kind, zeigen dass es auch andere Gefühle gibt, ihm Vertrauen, Aufmerksamkeit und Liebe geben. Das heißt, ich muss mich selbst, mit allen Schwächen und Stärken annehmen, lieben, achten und wertschätzen. Keine Ahnung wie, aber ich denke das kann ich noch lernen.

 

Das innere Kind oder meine Tochter Jenny

Daneben gibt es noch einen anderen Gesichtspunkt, der mich an dem Traum irritiert. Das Kind, ist weiblich und verhält sich genau wie meine Tochter (die vor 6 Jahren den Kontakt völlig abgebrochen hat). Sie hat schon mit 3 Jahren, über lange Zeit geschmollt und kein Wort mit mir gesprochen. Sie hat es immer geschafft sich, gegenüber mir, durch zu setzen, mich zu lenken. Ab dem Teenager-alter hat sie es immer geschafft, mir ein schlechtes Gewissen zu vermitteln, mich unter Druck zu setzen, um ihren Willen zu bekommen. Heute sage ich immer, ich habe mir eine Prinzessin auf der Erbse erzogen. Als ich 2010 begann eigene Wege zu gehen, Wege zu gehen, die sie nicht wollte und ihre Erwartungen nicht mehr erfüllten, hatte sie nur noch häßliche und abwertende Worte für mich. Dann ging sie. Dieser Traum hat mir den Schmerz und die Gefühle (Frust, Hilflosigkeit, Verständnislosigkeit) ihr gegenüber, wieder gebracht. Sie hat mich damals kirre gemacht, ich habe beständig überlegt was ich ihr sage und was nicht. Ich konnte nichts richtig machen. Es tut weh, im Herzen.

 

Warum sie, diese Kind im Traum war, erschließt sich mir nicht.

Es wird meine Frage in der nächsten Therapiestunde sein.