Zurück - ist kein Rückschritt. Es ist die Besinnung auf positive Energien und Impulse

Zurück - ist KEIN Rückschritt

In dieser Woche habe ich ganz bewusst darauf verzichtet, auf diversen Facebookseiten über die Themen Depression und Trauma zu lesen. Es war ein beständiger Kampf mit mir selbst.

 

Meine Therapeutin hat mich wieder einmal erkennen lassen, dass ich zu viel will, dass ich mir kaum Pausen gönne und viele Stunden nur mit diesen Themen gefüllt sind.

 

Was ist daran falsch. Es ist nicht falsch, aber auch nicht richtig, denke ich. Es ist wichtig zu lernen, zu erkennen, an mir zu arbeiten. Es ist wichtig mir Ruhe zu gönnen, mir Schönes zu geben, meinen Kopf zu entlasten, mir Freude zu schenken, anderen Dingen insbesondere den vielen kleinen wunderbaren Momenten meine Aufmerksamkeit zu widmen.

Darüber hinaus ist es wichtig, die gelernten Sachverhalte zu verinnerlichen, an zu nehmen, meine Sichtweisen zu verändern. Mich selbst an zu nehmen – so wie ich bin und nicht ständig mehr und besser zu wollen. An erster Stelle steht die Selbstfürsorge, endlich selbst, meine Grenzen ein zu halten.

 

Mir fehlt die Akzeptanz

Klug geschrieben und ja, ich weiß das alles. Ich habe erkannt, das diese Sachverhalte bei mir überhaupt nicht zusammen passen. So geht das nicht!

 

Es bringt mir nichts, außer Wissen. Ich lese beständig hungrig, was es zum Thema Trauma … gibt. Ja, es beruhigt mich, Wissen, Gründe und Gleichnisse zu finden, auch Bestätigung zu finden in meinem Denken. Aber all das Wissen bringt mich nicht wirklich weiter. Weil es an grundlegender Verarbeitung fehlt, weil ich meiner unendlichen Gier erliege, möglichst alles zu wissen. Weil ich nicht darauf achte, dass meine alten Glaubenssätze, mich schon wieder jagen. Das Herr Kontrollettie und Frau Perfektion, mich in den Wahnsinn treiben. Es fehlt das Notwendigste. Es fehlt die Akzeptanz meiner Selbst, so wie ich bin – mit allen Fehlern und Schwächen, mit aller Empathie und aller Selbstverantwortung. Es fehlt daran mich selbst zu lieben und zu wertschätzen. Dies nicht von anderen zu erwarten oder bei anderen zu suchen. Mein Blick geht viel zu oft nach Außen.

 

Selbst-bezogene Verantwortung

Das Wissen, ist das eine. Die Annahme und die selbst-bezogene Verantwortung ist das andere. Es nutzt mir gar nichts, wenn ich Wissen anhäufe und nicht lerne wie ich es anwenden kann bzw. die Anwendung nicht übe und so auch nicht verinnerliche.

Es hilft mir nicht, wenn ich Herrn Kontrollettie und Frau Perfektion beständig die Macht überlasse. Die Macht, mich beständig anzutreiben: „los du musst alles genau wissen, los lies das auch noch, los arbeite in den Büchern die du dir gekauft hast ...“. Frau Perfektion übernimmt den anderen Part: „ Du bist nicht gut genug, du kannst es nicht, du tust nicht genug, du machst immer wieder die selben Fehler, du bist bei anderen so schlau, aber kannst dir nicht selbst helfen ...“.

Zusammen geben sie mir beständig ein schlechtes Gewissen. Sie schaffen es, mich davon abzuhalten STOP zu sagen, zu mir selbst. Sie schaffen es, mich von meinen Erfolgen abzulenken und diese in Frage zu stellen. Sie schaffen es, dass ich meine Grenzen ignoriere. Geht es mir dann schlecht, stehen sie da und lachen mich aus: „Siehst du, haben wir dir ja gleich gesagt...“.

 

Das Gleichgewicht ist aus den Fugen geraten

Es geht mir nicht schlecht, weil ich nicht genug gelernt oder zu viel geübt habe. Es geht mir schlecht, weil ich meine Grenzen überschreite, mich ignoriere, mir selbst nie gut genug bin und ich mir viel zu wenig Zeit für die Schönen Dinge im Leben gönne, ich mir keine Auszeit gönne und wirklich, einfach mal gar nichts tue, was mit dem Thema Krankheit zu tun hat. Ich habe kein Mitgefühl mit mir und bin so hart gegen mich selbst, dass es weh tut. Mein Kopf ist derzeit im Dauerstress. Bestes Beispiel ist meine „Balkonzeit“. Das war immer meine Zeit auszuspannen, den Vögeln zu zu hören, die Wolken zu beobachten und einfach nur ganz bei mir zu sein. Sie ein paar Monaten ist es unmöglich. Wenn dich da sitze, fängt mein Kopf an mich zu jagen. Er schmeißt alle Gedanken, Erkenntnisse, Fragen, Schwierigkeiten und Vorhaben über mich. 

 

Es ist wie in alten Zeiten. Ich bin auf der Jagd nach Wissen und Antworten, weil ich Angst habe nicht gut genug zu sein, für andere. Aus dem Blickfeld, sind die vielen großen und kleinen Schritte voran, geraten. Ich habe in diesem Jahr, zu meiner Therapie auch mehrfach heftige Erfahrungen verarbeiten müssen. Sie sind immer noch präsent, sie pulsieren noch in mir. Diese Ereignisse und die Therapie sind Anforderungen, die all meine Kraft brauchen. Meine freie Zeit, soll mir Entspannung, Ruhe und positive Erlebnisse geben. Das Gleichgewicht ist aus den Fugen geraten. 

 

Selbst positive Dinge bestärken mich nicht, sondern jagen mich. Jetzt übernehme ich selbst die Funktion der Abwertung, in dem ich Herrn Kontrollettie und Frau Perfektion die Kontrolle überlasse, beständig im Außen nach Antworten suche und mich selbst unter Druck setze. Jetzt wo ich mehr Kraft habe, verwende ich sie falsch. Ich verwende diese Kraft gegen mich selbst zu kämpfen. Gegen die Gefühle, die jetzt in der Therapie hoch geholt werden. Gefühle aus der Vergangenheit, wie Hilflosigkeit, Machtlosigkeit, Abwertung, Schuld. Ich will um jeden Preis stark und perfekt sein. Wenn ich nicht schon alles perfekt machen kann, dann wenigstens das, was ich gerade kann. Die Therapie, meine Auseinandersetzung mit der Therapiestunde, die Auseinandersetzung mit dem Thema, meine Homepage, meine Fotoarbeiten, Urlaub, … und am besten alles gleichzeitig. Dabei bin ich mir selbst, nicht gut genug. Ich lasse nicht zu, dass meine Seele Ruhe erhält, sich erholen kann. Die Zeichen, dass sie diese braucht sind deutlich und doch bin ich in dem Sog weiter zu machen, immer weiter. Herr Kontrollettie und Frau Perfektion haben die Macht, auch wenn alles in mir nach Ruhe schreit.

 

Stop! Zurück ist Kein Rückschritt

STOP! Wenn ich so weiter mache, dann falle ich bald um, dann schaffe ich den stationären Aufenthalt in der Traumaklinik nicht. Ich kann ihn nicht schaffen, weil meine Anforderungen an mich selbst viel zu hoch sind. 

STOP! Wenn ich so weiter mache, dann falle ich bald um, dann schaffe ich den stationären Aufenthalt in der Traumaklinik nicht. Ich kann ihn nicht schaffen, weil meine Anforderungen an mich selbst viel zu hoch sind. 

 

In der nächsten Therapiestunde werde ich dieses Thema aufgreifen. Ja, ich brauche die Fragen der Therapeutin, um Bestätigung zu finden. Ja, ich suche wieder Antworten im Außen, obwohl ich weiß, dass mein Zurück richtig ist.

Es ist ein Zurück! Kein Rückschritt! Glücksmomente, Dankbarkeit, Achtsamkeit und Freude bringen positive Energie und Kraft. Kraft für die Therapiestunde und ihre Verarbeitung. Kraft, mir danach Schönes zu gönnen und Zeit für Ruhe zu finden. Kraft, Herrn Kontrollettie und Frau Perfektion in die Schranken zu weisen.

 

Es ist Zeit für Ruhe und Schönes. Und bald fahre ich ans Meer.

 

Und doch ist da so viel Wut, in mir.  Wut auf mich selbst. Wut auf mich, weil ich es nicht schaffe, meine Grenzen zu achten und wenigstens ein wenig Mitgefühl für mich selbst zu haben.