Himmelsleiter - Sich selbst vertrauen und der Angst ins Gesicht schauen.

Himmelsleiter – Sich selbst vertrauen und der Angst ins Gesicht schauen.

Meine heutige Therapiestunde war ein harter Kampf. Ein Kampf um Verständnis, Sichtweisen und Sicherheit auf beiden Seiten. Er hat sich gelohnt, mein Weg ist wieder deutlich sichtbar. Dafür bin ich sehr dankbar.

 

Völlig neben der Spur kam ich heute in der Therapie an. Ich hatte meine Sichtweisen auf dem Papier und konnte so, voller Sicherheit, ablesen und alles was mir auf der Seele brannte raus lassen. Ich konnte nichts vergessen. So begann die Therapiestunde mit meinen Zeilen. Ich las vor und nahm die Augen nicht vom Papier. Es musste raus und es sollte alles raus.

 

Meine Therapeutin war stink sauer, aber auch wieder völlig überrascht, was sich nach der Therapiestunde in meinem Kopf abgespielt hatte. Was folgte war ein Hin und Her von Sichtweisen, STOP-Zeichen, Erläuterungen, Verstärkung, Nachfragen und Erkenntnissen. Meinerseits auch zwischendurch mit Überforderungsreaktionen, wie meinen Skill an den Kopf schlagen, Skill wegwerfen, Selbstverurteilung, Ablehnung und Regulierung. Am Ende der Sitzung, hatten wir gemeinsam ein Ziel, mein Ziel, meinen weiteren Weg.

 

Am Ende der Sitzung die Frage meiner Therapeutin. „Wie geht es ihnen jetzt?“ Gut, ich bin erleichtert.

 

Ein Blick meiner Therapeutin, ich ergänzte ehrlich. Nein, es ist nicht gut. In meinem Kopf ist alles klar, deutlich und logisch nachvollziehbar. In meiner Seele wütete die Ablehnung. Der innere Kritiker setzt mir stark zu. Er will diesen Weg nicht annehmen, aber ich werde diesen Weg gehen. In der nächsten Woche, werden wir weiter arbeiten, genau an diesem Thema.

 

Konfrontation offenbart Angst & fehlendes Vertrauen

Die Konfrontationstherapiestunde in der letzten Woche hatte nur ein Ziel, mir die Augen zu öffnen, mich zu konfrontieren, mit dem was mich blockiert. Ja, was meinen Genesungsprozess stagnieren lässt und sogar verhindert.

 

„Ja, es ist richtig, positiv denken zu üben, Tagesstruktur, Alltagsaufgaben, Aktivität und auch die Tage zu nehmen wie sie sind. Nein, es ist nicht richtig, an Tagen wo es ihnen gut geht, alles zu nehmen was geht, ohne Rücksicht auf Verluste. Ja, sie dürfen auch LEBEN. Sie sind aber noch nicht stark genug, an 2 Tagen auf einen Berg zu klettern. Ein Berg muss erst mal reichen. Geht es ihnen, am nächsten Tag, auch noch gut, sollte dieser ruhig und im Genuss des erfolgreichen Berg-besteigens verbracht werden. Dann ist ein Spaziergang in ein Café und Zeit genießen sinnvoller, als noch einen Berg zu besteigen und im Anschluss daran, 2 Tage außer Gefecht zu sein. Und das auch noch gut zu finden. Genau das ist der Grund dafür, dass es ihnen später schlecht geht. Auslöser ist, ihre Überbelastung, schlechte Selbstfürsorge und ihr ihr schlechtes Verantwortungsgefühl für sich selbst.“

 

Nur langsam kann ich diese Aussagen annehmen. Im Gespräch gerate ich mehrfach selbst in die Erkenntnis, dass in diesem Sinne meine Wahrnehmung und Verantwortung gegenüber der Krankheit und der damit verbundenen Grenzen in meiner Leistungsfähigkeit, gestört ist. Mehrfach lande ich bei Angst und nicht vorhandenem Vertrauen. Ich weiß selbst, dass es Angst ist, die da in mir wütet und sich in meinen Beinen entlädt, aber ich verdränge sie. Mir wird klar, dass meine Beine so lange weg laufen, wie ich Grundthemen meiner Krankheit nicht erkenne, nicht wahrnehme und vor allem ignoriere. So könnte es sein. Die Möglichkeit besteht.

 

Die Depression ist nicht die Ursache für ihre innere Anspannung

Meine Therapeutin sagte:

„Sie sind krank. Ihre Depression ist nicht der Grund für ihre Krankheit. Die Depression haben sie sehr gut im Griff und sie wenden ihr Wissen gut an. Ihnen geht es schlecht, weil sie eine Posttraumatische Belastungsstörung haben im Verbund mit einer sehr markante Angst- und Vertrauensstörung. Sie wollen nicht hinaus in die Welt. Sie haben Angst vor allen Menschen und Situationen in dieser Welt. Sie haben zu NIEMANDEM wirklich Vertrauen. Deshalb geht es ihnen schlecht. Deshalb sind sie beständig stark angespannt und ihre Beine wackeln!“

 

„Wenn ich nur höre, mir geht es gut, dann kann ich nicht mit ihnen arbeiten. Woran auch, ihnen geht es ja gut. Ihnen geht es aber nicht gut! Das gehört hier in die Therapiestunde. Das darf hier sein und alle Sichtweisen und Gefühle dürfen hier sein. Sie dürfen positiv denken, aktiv sein und davon auch erzählen. Wichtiger ist, ich möchte wissen, was sie jagt, welche Gedankenkreisel in ihnen toben, wo sie Angst haben, wo sie zweifeln! Daran können wir hier arbeiten. Stellen sie sich ihren Ängsten und lernen sie, sich selbst zu vertrauen, dafür bin ich da und dafür machen wir hier Therapie. Sie halten die Depression fest und verdrängen ihre Angst. Die Depression lässt nicht ihre Beine wackeln!" 

 

 

Ich kämpfe noch immer mit mir. Ich halte die Depression fest? Grrr. Geht gar nicht. Mein Gedankenkreisel dreht auf Hochtouren, bis mir bewusst wird, dass sie Recht hat. Natürlich ist es gut positiv zu denken und jeden Tag zu nehmen wie er ist. Das muss ich auch weiterhin tun. Nicht positiv ist aber, dass ich all meine Ängste, so wie ein Leben lang gelernt, vollkommen verdränge, sie ablehne und nicht wahrnehmen will.

 

Auf der Suche nach Symptomen

„Natürlich ist ihre Depression noch da. ABER!!! Sie ist nicht der Grund für ihre innerliche Anspannung und ihr Beine wackeln. Mir geht es nicht darum, sie vom positiven Denken abzubringen, ihre zahlreichen Schritte in Frage zu stellen. Ich bin auf der Suche nach den Symptomen dafür. Wir haben jetzt lange alle Symptome der Depression bearbeitet und sie sind sehr gut voran gekommen. Das hatte alles keinen Einfluss auf ihre Anspannung und das Beinewackeln. Daher schließe ich diese Symptomatik aus. Erkennbar für mich ist, ihre Angst und ihr nicht vorhandenes Vertrauen in sich selbst, nicht mal ihrem Michael gegenüber. Daher möchte ich genau hier weiter arbeiten, um entweder die Symptome zu bestätigen oder eben auch auszugrenzen! Wenn sie es wollen.“

 

Eicheln können Zeichen geben

Im rausgehen, bemerke ich das meine Skill-Eichel heute sehr gelitten hat. Nicht nur das sie ein paar viele Schalenzacken weniger hat, nein die Eichel ist aus der Schale gefallen, obwohl sie da so fest drin war.

 

Was soll das für ein Zeichen sein, frage ich mich überrascht.

 

Therapeutin: „ Das zeigt wie viel Kraft und Wut sie in sich tragen“. Plumps, das saß – lächel.

Ich so: „Ich wollte gerade wieder positiv denken, da sagen sie so etwas“, grins.

  

Tschüß bis nächste Woche....

 

Ich bleibe dabei. Die gelöste Eichel ist ein Zeichen dafür, dass ich die Kraft haben werde, mich meinen Ängsten zu stellen und sie zu besiegen. Sie ist schon mal voraus gegangen. Sie hat ihren Schutzpanzer verlassen, damit ich sehen kann, was ohne Angst möglich ist, denke ich bei meiner Kaffeezeit im Café "Minou", im Anschluss.

 

Meine Erkenntnisse & Neue Aufgaben

 

Mir wird gerade, jetzt beim schreiben, etwas sehr klar! Meine Therapeutin hat Recht. Ich bin jetzt in der Therapie und im Umgang mit der Depression so weit, dass ich sehr gute, gute und schlechte Tage erleben darf. Ich kann und darf dankbar und zufrieden sein dafür. Es darf aber nicht das Ende sein. Ich kann es so belassen, das Thema Angst und Vertrauen weiter verdrängen und ignorieren. Ich kann damit gut leben, wenn es mir ausreicht, dieses Leben. Ich werde dann nicht später und auch nicht irgendwann gesund. Wenn ich gesund werden will, dann gibt es nur den einen Weg. Den Weg mich meinen Ängsten zu stellen, ihnen direkt in die Augen zu schauen und all die damit zusammenhängenden Baustellen zu bearbeiten, damit ich Vertrauen in mich selbst finde und Vertrauen in andere Menschen neu lerne. Nur dann ist ein möglicher Weg offen, ganz gesund zu werden. Das will ich!

 

An schlechten Tagen habe ich nun eine Aufgabe mehr. Jetzt ist das Hinterfragen, die Symptomklärung (Angst & Vertrauen) an jedem dieser Tage, ebenso wichtig, wie die Erfassung der Glücksmomente. Ich bin jetzt auf der Suche, nach der Angst und sei sie auch noch so winzig. Wo war die Angst? Wo kommt sie her? Warum kommt sie, in der Situation? Warum habe ich kein Vertrauen? Woran habe ich gezweifelt?

 

 

Ich bin dankbar. Dankbar mir selbst, dass ich meine Sichtweisen klar benannt habe und damit für mich Fragen beantwortet wurden, anderes klar wiederholt und bestätigt wurde und damit für mich mein Therapie-Weg wieder klar ist. Ich bin meiner Therapeutin dankbar, für die Geduld und die Arbeit mit mir.

 

Jetzt geht es der Angst an den Kragen! Oha, ich habe Angst! Aufgeben ist keine Option!

 

Nachsatz-Bemerkung

Auch wenn die Aussagen meiner Therapeutin in "-" stehen, sind diese nicht wörtlich zu nehmen. Sie sind auf der Grundlage meines Gedächtnisses aufgeschrieben, mit meinen Worten vermischt und natürlich mit meinem Verständnis verbunden. Meine Gedanken richten sich nicht NICHT gegen die Therapeutin. Es ist das, was in MIR vorgeht. Daraus können für mich Klärungsbedarfe klar werden, die ich in der Therapie ausspreche bzw. lese ich meinen Blog/Text der Therapeutin vor. Meine Therapeutin sieht mich aus einer anderen Perspektive, viel klarer und reibt sich manchmal auch mit mir. Das darf sein. Veränderung kommt von aussprechen. Fragen und Widerstände in mir dürfen, können und sollen in der Therapie, über Selbsterkenntnisse ihre Antworten erhalten. Nur so, kann ich MEINEN Weg finden. Meine Therapeutin unterstützt mich dabei. Lies bitte auch den weiterführenden Blog. DANKE  

 

Weiterführende Blogs


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