Urlaub - Wenn meine Seele frei ist

Urlaub - Wenn meine Seele frei ist

Urlaub fängt immer mit innerer Anspannung und furchtbaren Tagen an.

Ich versuche mich abzulenken, in dem ich die Sehenswürdigkeiten google und in einer Liste erfasse, damit wir gut vorbereitet für alle Tage sind.

 

Die letzte Woche vor dem Urlaub schreit der innere Kritiker sehr laut. Er möchte sein gewohntes Umfeld nicht verlassen. Er möchte nicht, dass ich ungehemmt schöne Tage erlebe. In diesem Jahr kamen noch, die Selbstüberforderung, die Auseinandersetzungen in der Therapie und die damit verbundenen Bilder aus der Vergangenheit hinzu. Sie jagten mich in meinen Nächten und machten mich am Tag müde und antriebslos. Am letzten Tag vor dem Urlaub schaffte ich es dennoch, die Koffer zu packen. Von da an wurde es besser.

 

Urlaub in Dänemark

Am frühen Nachmittag waren wir am Ferienhaus. Das Auspacken ging schnell. Dann ließ ich mich müde und kaputt fallen, auf den Terrassenstuhl, der mich auffing. Ich schaute über die große Aarhus-Meeresbucht, hinüber zur Stadt. Das ist Urlaub. Ich sitze da und vergesse die Welt. Ich schaue dem Dannebrog-Wimpel zu, wie er im leichten Wind tanzt. Höre den Vögeln und dem Wind zu, die gerade leise ihre Lieder singen. Nichts weiter ist zu hören, kein Auto, kein Hupen, keine Straßenbahn, kein Mensch … Ich genieße diese Stille, diese Ruhe und den wunderbaren Meerblick und den Gedanken, jetzt für 2 Wochen frei zu sein.

Unser Urlaub ist Ausspannen. Ausspannen mit ganzer Seele. Konzentration auf das Leben am Meer und den Ausstieg aus unserem Alltag. Keine Uhrzeit interessiert wirklich, geringster Blick in die Medien und ganz viel Zeit am Meer. Jeden Morgen und jeden Abend sitze ich in der erste Reihe. Ich schaue über die Dächer der Ferienhäuser hinab, schaue über das Meer, sehe es glitzern im Sonnenschein, schaue den Fähren, Segelbooten und Lastkähne zu. Es riecht nach Meeresluft und Freiheit. Es gibt nichts Schöneres.  

 

Urlaub – Wir haben alle Zeit der Welt. Wohin wir am Tag fahren, überlegen wir erst am Morgen, wenn ich weiß, wie es mir geht. Unsere Touren sind ohne lange Fahrwege, mit Pausen und zeitlich begrenzt. So habe ich in diesem Jahr sehr gut für mich gesorgt.

 

Wir fuhren über die kleinen, engen und ruhigen (wenig Autos) Straßen, die sanften Hügel hinauf und hinab, mit Stopps wo es uns gefiel. Die kleinen Straßen sind oft sehr eng, enden im Himmel oder an einer Hauswand, die man direkt umfährt, um dann kurze Zeit später, unmittelbar am Meer entlang zu fahren. Kleine Orte, mit ihren kleinen Häusern säumen sie. Hier ist selbst die Autofahrt Urlaub. Es gibt so viele wunderschöne Orte, Strände und Picknickplätze überall.  

 

Überall ist diese Stille und Ruhe. Meine Seele baumelte oft einfach im Wind und war frei. Mir ging es gut. Je länger wir hier waren, umso mehr konnte ich fühlen, dass das Leben schön ist. Das Meer und dieses ruhige Land ließen mich ankommen, bei mir selbst ankommen.  

Wer mehr zu unseren Ausflügen wissen möchte, schaut sich bitte auf meiner FotoHomepage um.

 

Ein besonderer Tag - SEELENRUHE

Und dann kam ein Tag, der mir zeigte, dass ich wirklich frei war. Frei von allen Gedanken, die mich jagen und in mir brennen. Frei von allem Druck des Lebens. Am Strand vom Leuchtturm Sletterhagen, saß ich auf einen großen Stein und beobachtete die kleinen Wellen, wie sie an den Strand rollten und dabei die Kieselsteine hin und her schoben. Ich saß einfach da, schaute und hörte zu. Da bemerkte ich, dass etwas anders war. Anders an mir und in mir. Ich konnte es kaum glauben. Meine Beine, die ja beständig wackeln, waren STILL. Ich saß auf dem Stein und ich war SEELENRUHIG. Zum ersten Mal, nach 7 Jahren, war ich völlig entspannt, völlig frei und leicht. Auch später, als ich zusammen mit Michael noch auf einer Bank am Strand saß, waren meine Beine ruhig. Ich war seelenruhig und schaute über das Meer. Es passierte nur dieses eine Mal so deutlich, dass ich es auch selbst wahrnahm. Michael sagt: „meine Beine waren im Urlaub, merklich ruhiger“. Da ich meine Beine ignoriere, ist mir das nicht aufgefallen.  

Ich habe so viel gesehen und ja, viele wunderbare Tage gehabt. Es war wundervoll überall, egal wo wir waren, die Ruhe, die Weite, die Natur und die freundlichen Menschen zu erleben und zu genießen, mit ganzer Seele. Diese wohltuende Stille, am Haus, am Strand und in den kleinen Häfen war Seelenbalsam für uns. In diesem kleinen Land kann ich meinen inneren Frieden finden, ganz ich sein und das Leben genießen, ohne Überforderung und mit sehr viel Achtsamkeit. Ich habe gut gesorgt für mich, auch wenn es manchmal schwer fiel.

 

Zu Hause, der Alltag überrollt mich

Nun bin ich wieder zu Hause. Das Leben prallt auf mich herab, die Medien ballern mir ihre schrecklichen Nachrichten entgegen, die Stadt ist laut und selbst auf meinem Balkon empfinde ich die Lautstärke. Im wirklichen Leben, kann ich nicht alles ausschalten und doch würde ich es gern. Der Alltag holt mich viel zu schnell ein. Einkaufen, Koffer auspacken, Wäsche waschen … Therapie, Arztbesuche und Frisör. Eben das ganz normale Leben. Es fällt mir unendlich schwer. Es braucht seine Zeit, ehe ich wieder ankomme, hier zu Hause, im wirklichen Leben.

 

Warum kann ein Schild (Landesschild-Dänemark) es bewirken, dass es ihnen gut geht? Was passiert da? Was machen sie da? Warum gelingt es ihnen in Dänemark oder am Meer, abzuschalten und Probleme nicht an sich heran zu lassen? Warum können sie ihre Umwelt nicht von sich fern halten? Warum gelingt es ihnen nicht, hier für sich zu sorgen? Fragen meiner Therapeutin.

 

Ich kann sie nicht beantworten. Den Knopf, diesen An- und Ausschalter, habe ich noch nicht gefunden. Es passiert. Im wirklichen Leben schaffe ich es nicht, Politik und Außenwelt soweit von mir fern zu halten, dass sich nicht beständig meine Gedanken darum drehen und ich mich selbst getroffen fühle oder Angst habe. Ich wünschte mir, ich könnte es. Aber nein, mir geht das alles nahe. Ich kann es nicht aushalten und doch höre und lese ich Nachrichten, schaue Filme … Darüber hinaus ist die Geräuschkulisse in einer Stadt, obwohl wir noch ruhig wohnen, doch eine andere. Auch die Menschen sind anders, vor allem lauter und hektischer.

 

So können sie nicht stabil werden. Das macht mich sehr traurig. Ich kann ihnen nicht helfen, wenn sie nicht selbst für sich sorgen. Warum bitte, tuen sie sich das an? Können sie es ändern? Haben sie genug Kraft dafür? Wollen sie leiden? Meine Therapeutin bringt Klarheit in mein Gedankengewusel.

 

Meine Erkenntnisse

Nein, ich kann es nicht ändern. Nein, ich habe nicht die Kraft dafür. Nein, ich finde nicht den Schalter, um diese Nachrichtennähe zu verhindern. Nein, es hat nichts mit „Kopf in den Sand“, „Davon laufen“ oder ähnlichen Bewertungen, normaler Menschen, zu tun. Ich bin krank. Ich habe nur eine Aufgabe! Für mich zu sorgen. Heißt, alles was mir nicht gut tun, ob Mensch oder Nachricht, aus meiner Welt heraus zu halten. Mein Leben mit all den Einflüssen um mich herum, ist nicht gut. Ich kann aber besser leben, auch mir kann es gut gehen, wenn ich selbst etwas verändere. Für mich.

 

Meine Veränderungen in kleinen Schritten

Lautstärke, Gewusel, Geschrei, Geräusche aller Art kann ich nicht verhindern, aber ich kann sie minimieren.

 

Menschen, die sich im Umfeld der AfD aufhalten kann ich aus meiner Lebenswelt verbannen. Ich kann mir aussuchen, mit welchen Menschen ich Kontakt habe und in Kontakt bleiben möchte.

Politik und Nachrichten kann ich aus meinem Leben fast heraushalten. Keine Zeitung, keine Facebookseiten mit Politik, keine Fernsehsendungen mit diesem Inhalt oder Inhalten die mich anderweitig triggern. Zeitung ab heute wieder nur bei Michael. Facebook Seiten mit Politik sind alle blockiert. Da ich nicht getrennt von Michael die Abende verbringen und nicht Ohrstöpsel in Vielzahl verwenden möchte, denke ich, wären Kopfhörer für ihn eine gute Lösung.

 

Wenn ich merke, dass ich beginne zu funktionieren, muss ich STOP sagen. Funktionieren heißt immer noch, ich ignoriere mich völlig. Da schlagen die alten Verhaltensweisen durch. Das darf sein, doch ich muss sie erkennen und beachten. Erst überlegen!, was gerade wirklich unbedingt notwendig ist. Alles andere kann warten. Immer und immer wieder, muss ich daran arbeiten.

 

Ich weiß, das diese Veränderungen nicht alles sein können. Sie sind ein Anfang. Ich muss in mir selbst auch etwas finden, dass mich mit diesen Einflüssen leben lässt. Das mir wenigstens ein Stück „Dänemarkleben“ in mein wirkliches Leben bringt. Ich lebe in der schönsten Stadt der Welt und ich habe alles was ich mir wünsche. Ich bin zufrieden. Und doch schaffe ich es nicht, dies auch zu leben. Wo ist der Schlüssel? Ihn gilt es zu finden. Na dann? Bin auf der Suche.

Schön, dass du meinen Blog gelesen hast. Gern kannst du einen Kommentar hinterlassen. Ich würde mich sehr freuen. Liebe Grüße Heike