Kindergeburtstag. Ich weiß, an welcher Schraube ich drehen muss

Kindergeburtstag

Unser Plan und unsere Absprachen waren für mich so, dass auch ich einen Teil dieses Geburtstages, ohne Schaden überstehen würde. Die Geburtstagskinder kommen zu uns, Geschenke, Mittagessen, Besuch der Dinosaurierausstellung, irgendwo dort mitgebrachten Kuchen essen, ich werde nach Hause gefahren und die Geburtstagskinder fahren ins Superfly und von dort aus nach Hause.Wie im ganz normalen Leben gab es dann zu diesem Plan Veränderungen.

 

Veränderungen, die mir NICHT gut taten.

Ich war nicht in der Lage, für mich zu sorgen!

 

Veränderungen, Trigger und alte Glaubenssätze

Gespräch nach der Ausstellung

Absprache ohne Berücksichtigung meiner Einwände.

Ich fühlte mich ausgegrenzt, ignoriert. Ich war nicht in der Lage STOP zu sagen. Der Kompromiss war aber für mich möglich, da er keine gravierende Mehrbelastung bedeutete.

 

Fahrt zum Altstadt-Parkplatz

 mit der Straßenbahn wäre für mich besser gewesen, Auto voller aufgedrehter Kinder die ausgelassen und laut spielten, an einer Polizeiabsperrung, in unmittelbarer Nähe des Parkplatzes vorbei. 

Die ausgelassen Kinder brauchten meine Kraft. Die Polizeiabsperrung brachte mir Panik und Angst.

 

Parkplatz

Auf dem Parkplatz angekommen und ausgestiegen, waren dann die lauten Durchsagen der Demo zu hören. Ich wurde heftigst getriggert.

Ich schob heftig Panik und war nahe einer Dissoziation. Ich fühlte mich ausgeliefert und hilflos. Nachhauseweg mit der Straßenbahn war unmöglich geworden. Ich skillte und konzentrierte mich auf das nun geführte Gespräch.

 

Gespräch

Im neuen Plan gab es keine Änderung, auch wenn gar nicht so viel Zeit war. Globetrotter stand an. 

Ich fühlte mich zum wiederholten mal ausgegrenzt und ignoriert.

Mein Einwand doch zu Hause Kaffee zu trinken, blieb ungehört. Mein Ärgerausdruck „Schnapsidee“ wurde ignoriert.

Ich war gefangen, fühlte mich an die Wand gedrückt hilflos und überfordert. Ich war nicht in der Lage für mich zu sorgen, sondern funktionierte, ordnete mich ein und tat was alle anderen wollten.

 

Globetrotter

Ich ging mit zu Globetrotter, auch wenn jeder Schritt Kraft kostet. Ich setzte mich auf eine Bank vor dem Globetrotter. „Es ist kalt, da kannst du nicht sitzen bleiben“, lies mich wehrlos mit in den Globetrotter gehen.

Erst dort war ich in der Lage STOP zu sagen. Es ging gar nicht.

Ich ging hinaus zur Bank. „Aber nicht weglaufen“, zeigten mir das Michael sehr wohl bemerkte, dass es nicht gut für mich war, aber es ignorierte.

 

Ich setzte mich auf die Bank und meine Anspannung beruhigte sich auf ein normales Maß. Ich fühlte mich überfordert, ausgegrenzt und ignoriert. Ich fühlte mich anders, dumm und fragte mich, wie blöd ich denn noch sein kann.

 

Rückweg 

Jetzt konnte ich nach Hause, nur weg von all dem Trubel. Alle liefen los, da nun Zeitdruck herrschte. Alle.

Ich fühlte mich ausgegrenzt und ignoriert. Aber jetzt kam Wut in mir hoch. „Sollten sie doch laufen. Dann fahre ich mit der Straßenbahn. Irgendwie wird es schon gehen“ Ich lief vor mich hin, konzentriert auf meine Handlungsfähigkeit.

Erst in den Ampelanlagen bemerkte Michael, dass ich gar nicht da war. Er wartete auf der anderen Seite bis ich auch da war und wir gingen, in meinem Tempo, zum Auto.

Ich wollte nur noch nach Hause.

 

Reaktionen

  • Mir ging es sehr schlecht. Ich war völlig überfordert und müde. Konnte aber nicht schlafen. Ich beruhigte mich mit Computerspielen.
  • In der Nacht schlief ich wie tot und wachte mit einem Alptraum, am Morgen auf.
  • Mir ging es nicht gut.
  • Ich stand auf  und wusste, so geht das nicht.
  • Ich habe mich wie ein Opfer gefühlt - handlungsunfähig, hilflos, ignoriert, überfordert und ausgeliefert.
  • Ich konnte in der direkten Situation nicht für mich sorgen und STOP sagen.
  • Ich konnte in der direkten Situation mein STOP und eine verantwortungsvolle Handlungsweise nicht einfordern.
  • Ich wurde mehrfach getriggert und war meine Handlungsfähigkeit war eingeschränkt.

Erkenntnisse

  • Ich bin kein Opfer. Nein! Ich will es auch nicht mehr sein.
  • Ich wurde mehrfach getriggert. Planänderung, Ignoranz, Polizeieinsatz/Demo und Michaels Verhalten. Michael? Eine Erkenntnis, die sehr hart für mich ist.
  • Eine Erkenntnis, die wohl schon im mir gewachsen ist, die ich aber mit ganzer Seele abgelehnt habe.
  • Die Fragen meiner Therapeutin, ob ein Auslöser in der Familie sein könnte, haben mich in Angst und Panik versetzt und mir gleichzeitig die Sicht genommen.
  • Nein, das konnte doch nicht sein – mein bester Ehemann der Welt?
  • Doch es kann sein und trotzdem bleibt er mein bester Ehemann der Welt.
  • Ich stehe mit dem Rücken zur Wand und kämpfe für ????

Ergebnisse

  • Ich habe erkannt, WARUM es mir gestern schlecht ging.
  • In Bezug auf den Polizeieinsatz, hat der Trigger heute Nacht, Bilder ausgelöst. Ich war einmal unmittelbar in einen Polizeieinsatz geraten, der mir riesige Angst gemacht hatte. Durch den Traum, wurde ich auf den Auslöser gelenkt, der bisher im Unklaren versunken war.
  • Ich werde mit Michael reden. Ihm deutlich sagen wie ich mich gestern gefühlt habe und WARUM! Ihm sagen, was ich denke. Auch er wird an sich arbeiten müssen. Wir können es nur zusammen schaffen.
  • Eine Planänderung kann auch so erfolgen, dass auch MEINE Bedürfnisse berücksichtigt werden. Nicht weil ich krank bin, sondern weil ich auch dabei war. 

Was hätte es geändert, wenn wir die Kaffeezeit zu Hause gemacht hätten?

  • Ich hätte mit einem guten Gefühl meine Anteil an dem Geburtstag gehabt. 
  • Ich hätte nur für eine begrenzte Zeit, noch einmal Trubel, um mich herum gehabt.
  • Ich wäre NICHT mit der Demo konfrontiert worden, die nicht vorhersehbar war.
  • Ich hätte mich NICHT überfordert, NICHT ausgegrenzt und mich NICHT ignoriert gefühlt.
  • Auch mit einer Kaffeezeit zu Hause, wäre der Kindergeburtstag NICHT versaut gewesen. Den Kindern war ja eh kalt und Globetrotter war nicht wirklich ihr Ziel. 
  • Der Einzige unter uns 9 Personen, der wirklich immer seine Meinung und seinen Frust nach Außen gab, war Karl! Der Junge hat es drauf! Der ist richtig! Er sagt was er denkt, auch wenn der Ton und die Aussage mich manchmal erschrecken lassen. Egal. Er steht für sich ein.

Ich kann für MICH einstehen.

Wenn auch noch nicht sofort, in der Situation. ABER, sehr zeitnah. Ich habe mit Michael gesprochen. Ich habe einen Schritt von der Wand weg gemacht.

Wir haben lange, ehrlich und offen miteinander gesprochen. Klarheiten haben die Runde genommen und am Ende haben wir uns lange in den Arm genommen. Wir lieben uns, kein Zweifel!

 

Jetzt geht es mir wieder gut. Ich habe für mich gesorgt und MEINE Entscheidungen getroffen.

 

 

Ich habe erkannt, dass es meine Therapeutin geschafft hat! Ich habe die Schraube gefunden, an der ich drehen muss. DANKE