Kliniktagebuch-Wochenende, Zeit für Ruhe, für Schönes und den Wochenbericht.

Wochenende, Zeit für MICH

Wie zu Hause, gibt es für das Wochenende keinen Plan. Viel Zeit zum schlafen, Zeit für mich, Zeit zum Schreiben, und natürlich Kaffeezeiten.

 

Schlafen

Mein Plan war, wie zu Hause, auszuschlafen. Heißt hier in der Klinik, nach dem Frühstück noch einmal eine Runde Bett. Gut gedacht und schon kam es gestern anders. Gestern, ich so schön beim einschlafen. Klopf, Klopf - Schlüssel dreht sich im Schloß und vor meinem Bett stand die Reinigungskraft. "Oh sie schlafen?" - OH Zimmerreinigung heute? - Ja, da war es mit dem Schlaf vorbei und ich flüchtete auf den Hof.

Heute hat es funktioniert. Ich habe den Vormittag verschlafen. Als ich so komische Geräusche hörte, wurde ich langsam wach. Ähm, die sind aber laut im Speiseraum. Etwas später schaltete mein Kopf - Oha es ist Mittagszeit, deshalb scharren die Stühle. So ist das, wenn man das Zimmer über dem Speisesaal hat. Ich kann zumindest das Essen nicht verschlafen. Lach.

Zeit für mich & Kaffeezeit

Es ist gut, dass ich inzwischen gelernt habe, mir Zeit zu gönnen. Ich trudel so vor mich hin ohne Zweck und Ziel. Am Wochenende ist draußen in der Raucherecke nicht viel los. Also sitze ich unter dem schönen Herrnhuter Stern, schlürfe Kaffee und rauche. Dabei schau ich auf die anderen Sterne und den Weihnachtsbaum. Noch jagen mich keine Gedanken. Das ist so wunderbar und unfassbar. 

Ich trudel durch Faselbook, schau kurz in den Gruppen vorbei und spiele ein wenig. Einfach so. 

 

Schreiben

Ohne schreiben geht es nicht. Ich sitze aber nicht hier und schreibe ununterbrochen. Ich schreibe einen Teil, freue mich über das was ich schreiben kann und erinnere mich an meinen guten Start hier. Ich freu mich auch, dass es einige lesen und sogar kommentieren. Jeder Kommentar ist ein kleiner Glücksmoment.

 

Positive Überraschung

Ich bin am selben Tag wie XY. angekommen. Irgendwie sind wir verbunden. Wir sprechen viel miteinander (auch etwas Neues für mich). Wir ticken ähnlich und haben ähnliche Sorgen (nicht Trauma - darüber wird nicht gesprochen). Ich klemmte an ihr Türschild so ein EulenMutmacher-Bildchen "Schön, dass es mich gibt". Heute morgen fand ich es an meiner Tür wieder. Gut, dachte ich, dann nicht. Machte mir aber schon Gedanken, was ich falsch gemacht hatte. Nichts, wie sich bei unserer 1. gemeinsamen Rauchpause ergab. XY. sprach selbst an, warum und weshalb sie die Karte nicht annehmen konnte. Sehr ehrlich und offen. Das hat mich wiederum voll positiv überrascht und damit konnte ich wieder nicht umgehen. Ja, es gibt Menschen, die sagen dir ehrlich was los ist. Ja, ich habe so einen Menschen getroffen. Ja, wir können Beide nicht mit positiven Dingen umgehen bzw. diese annehmen. Für mich ist es eine wichtige und gute Erfahrung. Danke XY.

 

Nun kommt der Abend herein und bald wird Michael da sein. Wir werden noch ein wenig auf dem Neustadt-Weihnachtsmarkt bummeln gehen. 

Auch das 1. Wochenende ist geschafft. Ohne Pleiten, Pech und Pannen. Ich bin so dankbar dafür, auch wenn das niemand versteht. Wichtig ist, ich verstehe es.