20.12.2018-Kliniktagebuch-Morgenbeginn mit Schwierigkeiten - Absage Gruppentherapie - Skilleinsatz - Sporttherapie

Kliniktagebuch - 20.12.2018

Gestern noch, war ich so froh, dass ich eine Möglichkeit gefunden hatte, die vielleicht meine Beine vom wackeln befreien. Doch nach dem Frühstück war alles anders. Meine Therapeutin kam auf mich zu, um mir die Entscheidung der Teambesprechung mitzuteilen. Diese war: Der Sitzball ist keine gute Idee und sollte nicht eingesetzt werden. Um meine Haltung zu verändern, damit die Beine ruhiger zu bekommen, soll ich bitte ein Sitzkeil nutzen. Die Nachricht schlug mich nieder. Ich schob Panik und sagte es auch deutlich. Ich konnte und kann es nicht verstehen. Da ich sichtlich mitgenommen war, traf meine Therapeutin die Entscheidung, dass ich heute nicht in die Psychoedukation-Gruppe gehe. Morgen den Ball zur Einzeltherapie mitbringe und wir dann noch einmal darüber sprechen. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Warum wird so ein Druck aufgebaut. Ich soll die Beine ruhig stellen, aber eigene Ideen dazu ... 

Ich schob voll Panik. Ich ging zur Pflegestation, um mir dort das Sitzkeilkissen zu holen. Ich sprach eine Weile mit der Schwester, die versuchte mich zu beruhigen. Was nicht gelang. Ich nahm ein Eispack mit und zog mich auf mein Zimmer zurück. Den Eispack im Genick spielte ich auf Facebook, ohne wirklichen Sinn. Meine Gedanken drehten sich nur um meine Beine und die dazu gefällte Entscheidung. Nein, ich kann es nicht verstehen. Ja, das Grundproblem ist damit nicht geklärt. Das habe ich aber in der Zielvereinbarung klar benannt und ich werde daran arbeiten. Aber warum wird nicht zugelassen, das die Beine aus dem Focus genommen werden? Der Vormittag versank im Nirgendwo.

  

 Am Nachmittag hatte ich dann Sporttherapie. Heißt, ich war eine halbe Stunde im Fitnessraum, wo ich das Laufband quälte. Dort wurde mein Sitzball aufgepumpt. Ich wollte ihn trotzdem ausprobieren. Nach dem Sport ging ich eine Runde einkaufen, kochte Kaffee und gönnte mir eine Pause. Es machte aber alles keinen Sinn. Nun sitze ich hier und schreibe. Ich schreibe mit ruhigen und entspannten Beinen. Ich sitze auf meinem Ball, mit dem festen Willen morgen eine Änderung zu erreichen.

 

Mit ABC hatte ich heute auch wieder gute Auszeiten. Sie hat mir Mut gemacht und mich bestärkt, den Ball trotzdem auszuprobieren und sich mit mir gefreut, dass meine Beine still sind, wenn ich darauf sitze. Am Abend hatte ich ein schönes Gespräch mit mehreren Patienten aus meiner Gruppe. Herrlich. X. überraschte mich mehrfach, mit ihren Äußerungen. "Du bist so ..." Ich weiß überhaupt nicht wie ich damit umgehen soll. Solche Worte sind nicht alltäglich und hören sich für mich so unwirklich an. Wahnsinn, dabei bin ich doch einfach nur, wie ich bin.

 

Morgen ist ein neuer Tag und ich glaube daran, dass ich die Erlaubnis für den Ball doch noch bekomme. Wie sagte heute X. : Glaube daran! Das ist wichtig. Hoffnung ist, wenn du an Veränderung von Außen denkst. Glaube ist, wenn du selbst die Veränderung von Herzen möchtest. Ja, ich glaube daran.