24.12.2018 Kliniktagebuch - Heilig Abend - Themenzentrierte Gruppentherapie - Positives Gefühls-Chaos - Weihnachten in Familie

Kliniktagebuch 24.12.2018

Der Tag begann in freudiger Erwartung des Nachmittags. Doch vorher galt es meine 1. Themenzentrierte Gruppentherapie zu meistern.

 

Themenzentrierte Gruppentherapie

 

Meine absolute Angsttherapie Stunde. Als ich den Raum betrat, legte gerade X. auf jeden Stuhl ein kleines Wichtelgeschenk. Das war so toll, ich war beeindruckt. Ein Mann, der an so etwas denkt. Langsam füllte sich der Raum.

X. sprach mich an: "Heike, ich habe dir etwas mitgebracht. Ich war doch gestern auf dem Striezelmarkt, dort habe es extra für dich gekauft." Er wurschtelte aus seine Jackentasche einen gründen Glas-Engel heraus und drückte ihn mir in die Hand. "Einen Schutzengel. Grün, weil grün die Hoffnung ist". Ich konnte nichts sagen. Ich konnte ihn nur umarmen und danke sagen. Ich war total fassungslos. Es gibt Menschen, die sind unglaublich. In X. Wichtelgeschenk war ein Schoki und ein Batterie-Teelicht.

Das Teelicht stellte ich vor meine Füße auf den Boden. Es sollte mir zeigen, dass es in dieser Gruppe wunderbare Menschen gibt. Mich bestärken diese Stunde zu bestehen.

"Da Weihnachten ist, werde ich heute mit ihnen keine Probleme wälzen. Ich habe Ressourcium-Karten mitgebracht. Jede Karte hat eine Ressourcenbezogene Frage. Es sind gute Fragen, die unser kennenlernen erleichtern," forderte uns die Therapeutin auf. Ich war erst einmal nur froh, dass diese Stunde ein "einfaches Thema" hatte. Ich zog die Aufgabe: Beschreiben sie den schönsten Garten, den sie je gesehen haben. Das war leicht, denn ich beschrieb den Heilkräuter & Garten der Sinne vom Vigsø-Kloster. Die wundervolle Anlage mit Ausblick auf das Meer.

 

Nach dem ich geantwortet hatte, musste ich mich regulieren. Meine Anspannung war nicht mehr auszuhalten. Es gelang mir aber, mich schnell wieder zu beruhigen. Es ging reihum und es kamen wirklich tolle Antworten. Um die Anspannung in Grenzen zu halten, skillte ich zwischendurch mit meiner Eichel und meinem Bernstein. So gelang es mir gut im Jetzt zu bleiben. 

 

Da wir noch Zeit hatten zogen einige, auch ich, noch eine Karte. "Zählen sie ihre 3 besten Eigenschaften auf und erklären sie warum." Diese Frage war eine Überwindung. Eigene positive Eigenschaften. Ja, ich kenne sie inzwischen, doch ich kann sie noch immer nicht annehmen. Die Anspannung war riesig, doch ich schaffte es die Frage zu beantworten. Für mich ist wichtig, dass ich emphatisch und hochsensibel bin. Ich möchte es auch sein, da es keine negativen Eigenschaften sind. Ich übe seit 2 Jahren, einfach zu sein wie ich bin. Ich bin anders und ich möchte anders sein. Ich bin einzigartig.

Danach musste ich raus. Ich hatte das Gefühl ich müsste gleich durchdrehen. Ein paar Runden auf dem Flur, Gedanken-Regulierung mit dem ABC-Tiere und ich konnte wieder in den Raum. Ja, ich schaffte es bis zum Schluss. In der Abschlussrunde, bestätigten auch andere Patienten, mein aufkommendes Gefühl. Diese Gruppe ist anders. Hier kann man Vertrauen und Sicherheit spüren.

 

Ich denke, ich spüre es auch. Doch meine Gedankenwelt lässt es noch nicht zu. Völlig aufgelöst und durcheinander verlasse ich die Gruppe, dankbar für diese Erfahrungen.  Diese Anspannung, dieses Durcheinander in mir hielt bis zum Nachmittag an. Ich verpasste sogar das Mittagessen. Es wurde noch verstärkt, durch ein unglaubliches Päckchen einer Facebook-Dänemarkfreundin. Sie hatte mir neben anderen Kleinigkeiten eine "Maileg-Maus im Koffer" geschickt. Schon wieder war ich fassungslos.

Weihnachten in Familie

Den Nachmittag und Abend verbrachte ich mit meinen beiden Männern. Wir bummelten durch die Altstadt, wo an den Kirchen die Menschentrauben auf Einlass warteten. Wir gingen zum Krippenspiel in die katholische Hofkirche, die ebenfalls gut voll war. Wir haben nichts gesehen, konnten aber die schönen Lieder des Knabenchors hören. Sehr störend empfanden wir, das hin und her der Leute. Schade. Nächstes Jahr gehen wir in die kleine Kirche in Altseidnitz, in der Hoffnung, dass es dort ruhiger zugeht. Im Anschluss sind wir Essen gegangen, beim Italiener am Neumarkt. Auch dort waren wir etwas enttäuscht. Die Küche war schon einmal besser. Nächstes Jahr vergessen wir nicht unsere zeitige Reservierung im "Kutscher". Danach fuhren wir nach Hause. Leise Weihnachtsmusik von "Pentatonix" klang zur Bescherung. Mein Weihnachtsgeschenk haute mich dann auch noch mal aus den Socken. Michael hatte mir einen neuen Rucksack geschenkt. Einen Traum-Rucksack, in blau und schwedischer Herkunft. Wahnsinn. Mein Kaffeeduft-Räuchermännchen bekam ich natürlich auch. Meine beiden Männer waren ebenso glücklich und zufrieden. Mein Sohn lies sich sogar fotografieren. Wunderbar.

Gegen 20:00 Uhr waren meine Kraftreserven aufgebraucht und meine beiden Männer fuhren mich zurück in die Klinik. Zufrieden, glücklich und müde fiel ich nur noch in mein Bett.

Das ist Weihnachten! Ich hatte trotz Klinik und Therapie einen fantastisch perfekten Weihnachtstag. Menschen um mich herum, die warm und herzlich sind und Menschen die mich lieben. Mehr braucht es nicht.