26.12.2018-Kliniktagebuch-Schwerer Tagesbeginn-Themenzentrierte Gruppentherapie-Kunsttherapie-Gruppe

Kliniktagebuch 26.12.2018

Heute morgen wollte ich nicht aufstehen. Ich war so müde. Irgendwann dann raffte ich mich hoch, kochte Kaffee und ging auf den Hof. Dort saßen heute schon einige und ich war nicht glücklich darüber. Es war mir einfach zu viel. Bald lichteten sich die Plätze da die erste Essenrunde begann. Nun saß ich in meinem Gefühls-Chaos da. Die Angst vor der Themenzentrierten Gruppentherapie stieg.

 

Nach dem Frühstück spielte ich auf Facebook, um die Zeit und meinen Gedanken-Chaos zu vermeiden. Die Rauchpause vor der Therapiestunde fiel kurz aus, weil die Hälfte der Gruppe dort war und schon "Probleme" besprach, die ich gerade überhaupt nicht brauchte.

 

 

Themenzentrierte Gruppentherapie

Heute führten die Stunde zwei, mir unbekannte, Psychologinnen. Sie kannten auch uns nicht. Nach einer kurzen Einstiegsrunde bekamen wir das erste Thema. "Beschreiben sie wie sie gerade hier sein können, was in den vergangenen Tagen positiv war und was sie heute bearbeiten möchten - Ressourcentraining oder Thema".

 

Hoch angespannt war meine Antwort: "Ich bin heute nicht gut hier. Mir fällt es gerade sehr schwer, die Gruppe auszuhalten. Ich kämpfe noch mit dem 24. Ich habe an diesem Tag, hier in der Therapie und zu Hause, so viele positive Erfahrungen erlebt, die mich immer noch überfordern. Daher habe ich auch das kleine Licht, von S. vor meine Füße gestellt. Ich möchte gern die positiven Erfahrungen annehmen, doch in mir tobt ein Krieg der Ablehnung, der Abwehr. Ich möchte aber in der Gruppe bleiben und weiter positive Erfahrungen sammeln. Aus diesem Grund wähle ich das Ressourcentraining - und jetzt muss ich 2 Minuten raus."

 

Ich verließ den Gruppenraum und lief auf dem langen Flur hin und her. Die ersten Runden ohne Gehirnjogging. Dann begann ich das ABC-Tiere. Angestrengt suchte ich immer 3 Tiere  mit A ... mit B... bis N. Dann konnte ich wieder in die Gruppe gehen. Geschafft!

 

Die Ressourcen-Aufgabe war dann: "Finden sie einen Held / ein Vorbild aus der Kindheit. Beschreiben sie diesen so, dass er von der Gruppe erraten werden kann. Begründen sie warum und finden sie Eigenschaften, die sie mit ihrem Vorbild vielleicht gemeinsam haben."

  

Da saß ich und hätte heulen können. Einen Held aus der Kindheit? Ich kam auf Aschenputtel, doch es war nicht positiv besetzt. Ich entschied mich dann, eine Heldin aus dem Jetzt zu nehmen. Pippi Langstrumpf. Sie war natürlich leicht zu erraten. Meine Erklärung dazu war:

"Ich liebe Pippi. Sie ist so frei, sie sagt was sie denkt, sie tut was sie will. Sie achtet nicht darauf, was andere dazu sagen. Sie lebt wie es ihr gefällt. Da möchte ich hin. Ich möchte ein Stück ihrer Unbekümmertheit, ihrer Lebensfreude und ihrem Selbstbewusstsein. Ich möchte leben wie es mir gefällt," antwortete ich mit heftig wackelnden Beinen.

Die Therapeutin stellte mir eine Nachfrage: "Was haben sie mit ihr gemeinsam?" Hm ??? "Die bunten Schnürsenkel! ....Ich glaube, ich kann wie sie, eine gute Freundin sein", antwortete ich heftig am Limit. Die andere Therapeutin ergänzte: " Ich glaube auch Mut gehört dazu. Sie sind auch mutig ... hier zu sagen wo sie noch hin möchten". Das war zu viel für mich. Unglaublich. 

 

Ich ging wieder auf den Flur und regulierte mit ABC-Tiere bis K. Dann war ich bereit für die letzten Minuten. Ich habe es geschafft. Ich habe positive Erfahrungen gesammelt, mit den Heldenerzählungen der anderen Patienten. Ein Bild konnte ich sehr schnell erraten, Old Shatterhand von P. , der völlig überrascht war. 

 

Ich hatte es geschafft. Die Stunde war vorbei. Sehr überspannt ging ich rauchen. Doch ich flüchtete, da dort auch die anderen aus der Gruppe waren. Nein, dass konnte ich gerade nicht ertragen. Auch wenn das Thema gerade lustig war. 

Themenzentrierte-Kunsttherapie-Gruppe

Heute war ich zum ersten mal in der Kunsttherapie-Gruppe. Frau L. erklärte was wo zu finden ist und erklärte dann den Ablauf:

  • Die Kunsttherapie-Gruppe ist eine Themenzentrierte Gruppe. Ich erschrak sofort. Was hatte ich mir da angetan? Noch eine Themenzentrierte Gruppe? 
  • Wir arbeiten stets nach einem Ressourcen-bezogenen Thema.
  • Das Thema können sie umsetzen wie sie möchten. Sie können aber auch einfach ein anderes Thema für sich wählen. Es passt nicht jedes Thema, zu dem wo sie gerade sind.
  • Wir hängen die Bilder im Raum auf, wenn sie es möchten.
  • Am Ende der Stunde, können sie sagen ob und welchen Titel ihr Bild hat. Was das Bild für sie bedeutet.
  • Ihr Bild  kann aber auch ohne Titel sein. Sie können auch schweigen.
  • Sie können, auf Anfrage, zu anderen Bildern Gedanken äußern.

Die Ausführungen beruhigten mich schnell. Heute bekamen wir die Aufgabe uns selbst ein Geschenk zu malen. Etwas was uns selbst Freude macht oder wir uns wünschen. Das Thema war toll und ich wußte genau was ich malen würde.

 

Ich wählte ein A3 - Zeichenkarton und Pastellkreide. Frau L. zeigte mir dann noch einige Techniken, wie ich mit der Kreide bzw. der Bildgestaltung arbeiten kann. Ich fing an, in unterschiedlichen Gelb/Ocker - Tönen den Strand zu malen und alles andere kam dann von allein. Ein großer Stein, ein Steinturm, Kieselsteine, das Meer in seinem bunten blau, der Himmel und die Sonne, die schlafen geht. Zum Schluss kam noch eine Bank dazu, auf die die letzten Sonnenstrahlen fielen. 

 

In der Schlussrunde sagte ich: Ich habe alles richtig gemacht. Ich habe mir, heute hier, eine Stunde innere Ruhe (auch wenn die Beine wackeln) geschenkt. Diese Stunde hat mir gut getan. Ich habe mir dazu noch eine Stunde am Meer geschenkt. Am Meer ist meine Seele frei. Das Meer nimmt all meine Sorgen mit. Ich war gerade dort. Ich erinnerte mich daran, wie ich den Kieselsteinen auf Helnæs zuhörte, die das leise Meer hin und her schob. Der Klang hatte mich so fasziniert, das ich dort eine ganze Weile saß und der herrlichen Kieselsteinmelodie zugehört hatte. Diese halbe Stunde, waren meine Beine das erste mal seit 7 Jahren still. Ich bin dankbar für diese Stunde. Ich habe richtig gewählt. Kunsttherapie zur Erholung vom Therapiealltag. Heute hat es wunderbar funktioniert. 

 

Frau L. hatte eine Kieselstein-Idee. Wie einen Regenmacher basteln und möglichst etwas finden, was sich in der Pappröhre ähnlich anhört, beim hin und her bewegen. Dann hätte ich das Meer mit der Kieselstein-Melodie bei mir. Diese Idee fand ich toll. T. hatte sofort eine Idee, eine Mentosrolle die verschließbar ist. Frau L. holte ihre Reserven an unterschiedlichen "Kieseln" - wie Perlen, Reis ... hervor, gab sie mir zum ausprobieren und verwenden. T. gab mir die Mentosrolle, die toll ist. Es war eine wirklich tolle Stunde, eine Seelenstunde, auch wenn die Beine wackelten.

 

Ich belohnte mich nach der Stunde mit einem leckeren Chociatto und in mir kam die Idee auf, die Mentosrolle mit Treibholz zu bekleben. Ein Versuch ist es wert. Bin gerade sehr dankbar. 

 

Endergebnisse des Kreativ-Seelennachmittages

 Mein Bild-Geschenk                                                          Meine Treibholz- Mentosrolle    Mein Kaffeebecher mit den

                                                                                                                                            den Wörtern meiner                                                                                                                                                        Facebook-Freunde