04.01.2018 Kliniktagebuch - Wochenausklang - Körpertherapie - Einzeltherapie - Fertigkeitentraining

Kliniktagebuch 04.01.2018

Heute stand auf meinem Therapieplan:

  • Frühstück
  • Wochenrückblick-Gruppe
  • Körpertherapie-Gruppe
  • Einzeltherapie
  • Fertigkeitentraining-Gruppe
  • Mittagessen
  • Abendbrot

Der Vormittag war randvoll. So voll, dass nur für 2 Zigaretten zwischendurch Zeit war. Aber es war ein Tag, der für mich sehr wichtige neue Erfahrungen gebracht hat und anderes verstärkt hat.

Den Nachmittag habe ich verdruselt, Chociatto-Pause, schlafen, schreiben und ein wenig Facebook. Die Luft war raus. Am Abend konnte ich zwei Rauchpausen ganz allein sein, das war auch ein wunderbares Gefühl. Niemand da. NIemand störte.

Wochenausklang

Für 45 Minuten trifft sich die Gruppe um einen positiven Rückblick auf die Woche zu gestalten und einen Ausblick auf das Wochenende zu geben. Was haben sie diese Woche geschafft? Was haben sie für das Wochenende geplant?

Was? In dieser Woche ist für mich so viel passiert, dass ich nicht wirklich eine Antwort finde, die mir selbst gefällt. Ich glaube, am wichtigsten ist mir, dass ich ein ganzes Stück näher an die Gruppe heran getreten bin. Meine Mauer ist nicht mehr übermannshoch. Ich kann schon neugierig darüber schauen. Wochenende? Nichts. Schlafen, Facebook, schreiben, Fotos anschauen, Dänemarkgruppe und Sonntag vielleicht Zeit mit Michael verbringen. Für NICHTS ist das doch schon ganz schön viel. Lach.

Körpertherapie

Irgendwie war die Einstiegsrunde heute mühsam und lang.

Ich sagte auch hier, dass ich besser in der Gruppe bin und richtig froh, über meine Erlebnisse mit der Ruhe in mir selbst., bin. Ein erstauntes Lächeln huschte über das Gesicht der Therapeutin. Ja, ich hatte sie angeschaut und es entdeckt. Weiter ging die Runde und ich stieg für kurze Zeit aus und regulierte meine Anspannung, in dem ich leise und langsam im Raum umher ging.

Dann kam eine Übung mit einem Seil. Erst führten wir verschiedene Bewegungen mit dem Seil aus. Jeder für sich. Später versuchten wir durch unser eigenes Seil zu gehen. Diese Übung wurde nun verstärkt. Wie zum Seilhüpfen früher, wurden zwei Seile aneinander geknüpft und von der Therapeutin und einem Helfer geschwungen. Die Aufgabe war "nur" allein hindurch, auf die andere Seite zu gehen oder laufen. In mir stieg die Angst. Es gelang mir kaum, mich auf dieses Seil zu konzentrieren, um den richtigen Zeitpunkt zu erfassen, hindurch zu gehen. Doch ich schaffte es meine Angst zu besiegen. Es passierte auch nichts, ich kam ohne Vorfall durch. Diese Übung wurde mehrfach verstärkt - 2 Patienten - 4 Patienten und dann alle Patienten. Meine Angst und Anspannung stieg mit jeder Aufgabe. Ich glaube mein Herz schlug an die Schädeldecke.

Zur letzten Aufgabe stellte ich mich noch mit auf. Das Seil begann zu schwingen, eins ... zwei ... STOP! Ich konnte nicht. Ich musste raus. Ich kam aber nicht dazu nachzudenken oder mich schlecht zu fühlen. Die ganze Gruppe hatte es geschafft auf die andere Seite. "Frau Pfennig, sie dürfen auch zur Gruppe. Probieren sie es und suchen sie sich Helfer". Ok. Angst geht weg ich komme. Mein neuer Versuch. Eins... zwei... drei ... und alle waren auf der anderen Seite. Die Gruppe war vollzählig. Ich hatte die Angst besiegt, auch wenn sie mir unter die Schädeldecke schlug. Ich hatte von anderen Hilfe angenommen!!! und es gemeinsam mit ihnen geschafft. Die Gruppe hatte gewollt, dass ich es auch schaffe. Wir waren eine Gruppe!

 

So genau weiß ich nicht mehr was in der Schlussrunde gesprochen wurde. Ich war einfach nur froh, dass ich es geschafft hatte und um eine positive Gruppenerfahrung reicher bin.

Einzeltherapie

Am Anfang kurze Absprache, ob unser Plan von gestern bestehen blieb - Absprachen & Augenkontaktübung wiederholen. Alles klar. 

Dann erzählte ich, dass ich die Sporttherapie geschwänzt hatte, mich aber abgemeldet hatte und was ich dafür getan hatte. Nein begeistert war sie nicht. Sport gehört nun mal  auch dazu. Wir konnten es aber für dieses eine mal klären. Ich wollte ja nicht beständig schwänzen, auch wenn ich es gern tun würde, weil es so gar nicht mein Ding ist.

Ich erzählte ihr, von meiner achtvollen Dusche und davon wie ich erfolgreich versucht hatte dieses gute Gefühl, diese Leichtigkeit zu verstärken bzw. für mich noch eine Weile zu halten. Wunderbar.

Danach hatte sie ein ernstes Thema. Ich hatte Grenzen übertreten. Ich wollte einer Patientin helfen, weil sie mir echt leid tat. Es ist Aufgabe der betreffenden Personen ihr Problem zu kommunizieren oder der Therapeuten eine Lösung zu finden. Ich wollte ihr helfen. Ich konnte nur schwer aushalten, wie sie dort am Tisch saß. Ich kann helfen, wenn ich das was ich sehe oder fühle mit der Therapeutin bespreche, die dann den Handlungsrahmen bestimmt. Bitte Helfersyndrom ausschalten. Bei mir selbst bleiben. Ich habe es verstanden und kann es nachvollziehen. Doch ich geriet in dem Gespräch völlig unter Druck und alte Glaubenssätze hagelten auf mich ein. Siehst du, du wolltest helfen und es war falsch... Du kannst nichts richtig machen... Wieder du... Du hast es falsch gemacht... Ich habe es selbst erkannt und der Vergangenheit zugewiesen. Ich habe es auf nachfrage der Therapeutin auch ausgesprochen. Damit konnte ich mich wieder regulieren.

 

Im Anschluss daran begannen wir die Augenübung inklusive EMDR. Aus dieser Überspannung schaffte ich es wieder in meine Ruhe, meine Leichtigkeit. Heute schauten zu Beginn wieder auf die Äußerlichkeiten und entdeckte Veränderungen. Dann ging ich in mich und spürte nach, wie sich meine Nerven beruhigte und mein körperliches Gefühl sich veränderte. Es ist noch immer der helle Wahnsinn für mich, was da in mir abgeht. Wenn die Nerven sich langsam entspannen, wenn die Ruhe einkehrt, wenn das wohlige kribbeln beginnt und bis in den kleinen Zeh zieht und ich Wärme, Sicherheit und Vertrauen spüren kann. Ich bin nicht leer. Gefühle sind da und sie sind wunderbar. Die Übung wird durch Händedrücken beendet. 

 

Wir besprachen kurz den Wochenplan der kommenden Woche und schon war meine Einzeltherapiezeit schon wieder vorbei. Nächste Woche sehen wir uns jeden Tag, zu Kurzkontakten. Wir verabredeten die Therapiestunde mit der EMDR-Übung zu beginnen und zu schauen, wie sich meine Leichtigkeit dann hält. Auch möchte ich sie soweit verstärken und sichern, dass ich sie später allein abrufen kann.

Fertigkeitentraining

Heutiges Thema war Selbstwert. Zu Beginn stand erst einmal die Begriffsklärung im Focus der Runde. Was verstehe ich darunter. Hier zeigten sich unterschiedliche Sichtweisen, bis dahingehend, dass WERT immer Wertung beinhaltet. Was macht den Wert aus? Wird der Wert von Außen bestimmt oder bestimme ich selbst den Wert.

 

Auch die Sichtweise, dass Selbstwert vielleicht gar nicht so wichtig ist, sondern eher das Selbstmitgefühl entscheidend ist, war für mich sehr interessant.

 

Selbstwert - Werte sind eine EINSTELLUNG = VERÄNDERBARE EINSTELLUNG!

 

Werte geben eine Richtung - sind keine Bestimmung des Menschen. Mitgefühl macht mich NICHT wertlos!

Ganz wichtig war der SchlussSatz des Therapeuten, für mich:

"Vergleichen sie sich nicht mit dem Außen, mit anderen - sondern mit sich selbst. Mit sich selbst nicht in der Vergangenheit, sondern zeitnah. Was habe ich diese Woche besser geschafft, als vergangene Woche z.B. 

SEIEN SIE FAIR ZU SICH SELBST!

Ich hoffe der Therapeut vergisst nicht uns eine Achtsamkeitsübung zum Mitgefühl zu geben. Er hat es versprochen und ich bin sehr neugierig darauf. 

Ich bin dankbar für diesen Tag, der positiven Erfahrungen.