TRIGGER, Behindert, Depri, Opfer …, missbrauchte Begriffe im Lebensalltag

Trigger, Behindert, Opfer, Depri ..., missbrauchte Begriffe

Heute habe ich einen Beitrag gelesen, der mir aus dem Herzen spricht, von Yannick von Eisenhart Rothe zum Thema „Trigger“.

 

Ich bin immer wieder betroffen darüber, wie Begriffe aus der Psychologie, im täglichen Sprachgebrauch angewendet und missbraucht werden. Ungeachtet dessen, dass diese Begriffe keine Spaßfunktion haben. Auch wenn ich mich dagegen wehre, in dem ich sage: ich kann darüber gerade nicht lachen, bleibe ich unverstanden.

 

Es ärgert mich wenn Begriffe wie: Depressiv, Depri, Opfer, Behindert oder eben nun triggert, ohne Verstand benutzt werden. “Stell dich nicht so an …, Gehst du in den Keller zum lachen …,“ sind nur zwei Antworten, die ich sehr oft als Gegenreaktion erhalte.

Nein ich stelle mich nicht an und ich gehe auch nicht zum Lachen in den Keller. Ich bin auch nicht überempfindlich!

Psychologische Begriffe gehören nicht in den Sprachgebrauch, um sich über andere Menschen lustig zu machen oder sie abzuwerten. Ich bin Depri hat nichts mit dieser schrecklichen Krankheit zu tun. Trigger nichts damit zu tun, dass mich gerade etwas ärgert oder aufregt. Begriffe wie Opfer oder Behindert haben überhaupt nichts damit zu tun, das ich anders denke, anders handle, anders fühle …!

 

Diese Begriffe werden derzeit inflationär verwendet und vor allen Dingen nicht mehr in dem Sinne des eigentlichen Inhaltes. Dadurch werden solche Begriffe verharmlost oder zu Schimpfwörtern. Opfer sind die Betroffenen. Sie fühlen sich zu Recht lächerlich gemacht und abgewertet.

 

Die Verächtlichmachung von einzelnen Begrifflichkeiten aus der Traumatherapie, dient nicht der Verarbeitung von traumatischen Ereignissen, sondern führt eher zu einer Reaktivierung der traumatischen Erfahrung.

Trigger ist ein Wort, was für mich als Traumabetroffene wichtig ist. Ich nutze es selbst, in meiner Gruppe, um andere zu schützen bzw. zu warnen, dass es hier um schwierige Themen geht. Damit kann jeder entsprechend seiner Tagesform entscheiden, ob er sich mit dem Thema konfrontiert oder eben nicht. Das ist eine wichtige und ernsthafte Verwendung von TRIGGER. Betroffene erleben oft die Wirkungen von Triggern und sind für ernsthafte Warnungen sehr dankbar. Für mich gibt es Trigger, die mich heftig reagieren lassen und andere die ich schon ganz gut bewältige. Die Reaktionen auf Trigger sind sehr unterschiedlich, tagesformabhängig und lassen sich nicht vorhersagen.

 

Der inflationäre Gebrauch von Trigger-Warnungen ist kontraproduktiv, weil der Begriff dann irgendwann nicht mehr ernst genommen wird. Eine Warnung sollte konkret vor wirklich gravierenden Darstellungen schützen. Selbsterfüllende Prophezeiung ist nicht immer zutreffend. Betroffene brauchen Schutz und es ist wichtig, dass er in dem Moment weiß, dass ein Trigger erfolgen kann, damit er sich selbst schützen kann. Eine Verächtlichmachung von Erlebtem kann Betroffene wieder traumatisieren.

 

Die nicht sinngerechte Verwendung von Begrifflichkeiten wie: Depri, Trigger, Opfer oder Behindert, gehört für mich 100% zur Stigmatisierung, Abwertung und Verharmlosung von Krankheiten, wie sie leider täglich zu finden ist, in diesem Land.

 

Ich wäre sehr dankbar, würden wir alle ein wenig darauf achten, mit welchen Wörtern wir im Spass umherwerfen, ohne nachzudenken. Es tut nicht weh. Es gibt so viele Wörter, die ausdrücken, was ich gerade sagen möchte. Wenn mir keines einfällt, hilft der Duden oder Onkel Google ganz bestimmt weiter. Sprechen wir gemeinsam einfach nur Wörter aus, deren Inhalt und Hintergrund wir kennen und respektieren, dann wird die Welt ein klein wenig schöner.