Themenzentrierte Kunsttherapie - Gruppe: Meine Eindrücke und Erkenntnisse in der Reflexion

Meine Reflektion zur themenzentrierten Kunsttherapie

Heute hatte ich die letzte Stunde Kunsttherapie in der Gruppe. Zum Abschluss gibt es eine Einzelstunde zur Auswertung bzw. Draufsicht.

Alle meine Zeichnungen lagen auf dem Tisch. Ich war beim durchsehen schon sehr erstaunt wie sie sich ähneln. Schon da, ordne ich sie. Doch schon als es darum ging, die Kunstwerke an die Wand zu hängen, veränderte ich die Reihenfolge.Die Strandbilder, das war klar, waren eine schöne Panorama-Arbeit. Obwohl sie zu völlig verschiedenen Zeitpunkten erstellt wurden und damit auch der Hintergrund bzw. das Thema verschiedene Ausgangssituationen hatten. Die Möwe im Überflug darüber. Dann gab es die Reihe zum Thema Vertrauen. Abseits hängte ich die Bilder auf, die zu meinem Trauer-Thema gehörten. Im ersten Anlauf, gehörten sie nicht dazu.

 

Der Anblick der angeordneten Kunstwerke an der Wand, ergab wundervolle Einblicke, die sich auch veränderten.

 

Bei den Strandbildern, bemerkte ich, dass das erste Bild welches ich gemalt hatte, sehr ruhig und still wirkte. Es spiegelt ganz sicher meine innere Sehnsucht wieder. Das zuletzt gemalte Strandbild mit dem Leuchtturm, zeigte deutlich meine Entwicklung. Meine Welt im Dasein zwischen Regen und Sonnenschein, die dann auch den Regenbogen bringen. Das Bild vom Weststrand Prerow mit seinen wilden Bäumen, ließ mich erschrecken. Heute sah ich, dass mein Ärger und meine Wut in diesem Bild waren. Das die Kaffeeflasche hier falsch war und eigentlich in der erste Bild gehörte. Die Bäume aber, wirkten auf mich wie mein eigenes Wut-Zeichen. Daneben bemerkte ich, wie intensiv mich diese Bilder gerade noch einmal bewegten und meine Denkprozesse positiv schwingen ließen. Meine Möwe, hat die Übersicht. Sie ist mein Imaginationsvogel. Mit ihr sitze ich oft auf der Bank am Meer. Sie bringt meine bösen Erinnerungen, weit hinaus auf das Meer zu einem Boot, welche im Laderaum meine Tresore verwahrt. Die Möwe ist meine Vertraute.

 

In der zweiten Reihe darunter, mein aller erste Bild. „Vertraue“ und „Stop“ ineinander verwoben. Ganz klar war hier mein Therapieziel zu erkennen. Was mir jetzt sehr klar erschien war, dass diese Wort so einander, wahnsinnig sinnvoll sind. Vertraue, war auf mich selbst gerichtet. Ich war hierher gekommen mir selbst zu vertrauen und Therapeuten wie der Gruppe. Das Stop darin hieß heute für mich: Stop hör endlich auf, dem inneren Kritiker hörig zu sein. Genau das, habe ich ein Stück weit geschafft. Ich habe vertraut mir selbst und anderen. Dazu passt nun sehr gut, das Bild mit meinen offenen Augen. Ja, ich habe gelernt zu vertrauen und Menschen wieder direkt in die Augen zu schauen. Wirklich zu sehen. Meinen Weg dahin zeigt das rechte Bild neben meinem Selbstbildnis. Aus der grauen Welt, bin ich ein ganzes Stück in die bunte lebensfrohe Welt gegangen, weil meine Augen sehen gelernt haben. Mich selbst und auch andere.

 

Abseits hingen meine Bilder der Trauer. Sehr wichtige Bilder. Denn sie zeigen, ich habe mich dem Thema gestellt. Ich habe geweint und der riesige Trauerkloß aus Angst und Anspannung zerfloss unter den Tränen. So dunkel dieses Bild ist, so viel Trauer zeigt es. Daraus hervor geht aber das Licht in dem Bild daneben. Mein Herz mit seinen Verletzungen und meinem Kind, sehnt sich nach Licht und Wärme. Die Sonnenstrahlen, sagen mir was wichtig ist.

 

Auf einmal passen die Bilder nicht mehr so zusammen, wie ich sie angeordnet hatte.

Jetzt gehörten sie für mich zusammen, alle. Nun wurde mir sehr bewusst, dass mein erstes Bild, der Mittelpunkt all meiner Bilder war und sein musste. Ich sortierte sie neu. In mir ganz sicher, für ein klare neue Anordnung. Die abschließende Anordnung all meiner Bilder zu einem Ganzen, zeigte mir deutlich, wie viel ich hier in der Klinik geschafft hatte, was ich gemeistert hatte und das ich sehr stolz auf mich sein kann. Sie gaben mir den Impuls: Nimm endlich den Kopf hoch, vertraue und geh hinaus und lebe, wie es dir gefällt.

 

In dieser halben Stunde, habe ich mich selbst überholt. Selbst überrascht. Oh mein Gott, was konnte ich für Gedanken haben. Positive und wertvolle, ganz klare Gedanken. Ich glaube, ich habe wirklich ein schlaues Köpfchen.

 

Natürlich habe ich mich, bei meiner Therapeutin bedankt, für die wundervolle Zeit, für die Themen, die mir immer Impulse gaben. Für die Zeit, der Entspannung und den anderen Blickwinkel. Nein, es ist nicht alles auf mich selbst zurückzuführen. Es ist diese wundervoll emphatische, zugewandte und leichte Art der Therapeutin zu verdanken, dass ich so völlig klar und sicher malen konnte was meine Gedanken hergaben. Sie hat mich mit einer Leichtigkeit geführt bzw. ermuntert wirklich loszulassen, wirklich in mich hinein zu gehen und es kreativ umzusetzen. Sie war immer präsent und doch nicht da. Sie hat selbst Kleinigkeiten wahrgenommen. Sie hat mich stets dort abgeholt, wo ich gerade stand. Ohne inneren Widerstand konnte ich ihr voll vertrauen. Ich bin überaus dankbar, dass ich diese Therapie erleben durfte. Es war meine Seelenzeit.

Auch die Praktikantin ist mir sehr positiv aufgefallen. Sie hat jetzt schon, eine ähnlich Art und Weise sich den Patienten, mir, zu nähern. Immer ein offener herzlicher Blick und immer zur Seite, wenn es notwendig ist. Wenn sie so weiter macht, haben wir mal sehr guten Nachwuchs.

 

Meine letzte Stunde hatte ich dann am Nachmittag. Thema war: Was ich mir wünsche – Ein Gruppenbild. Heißt jeder Patient beginnt ein Bild zu malen. Er malt was er sich wünscht, er beginnt. Das Bild wird allen gezeigt und dazu gesagt, was man sich wünscht. Dann wechselt das Bild zum nächsten Patienten. Dieser malt etwas dazu „was ich dir wünsche“. Die Bilder wechseln so lange bis das eigene Bild wieder da ist. Ich war total begeistert von diesem Thema und war sofort gespannt darauf, was wir am Ende für „Gemeinschaftsbilder“ haben würden. Ein wunderbares Abschlussthema für mich. Die Stunde war fantastisch. Ich hatte am Ende der Stunde ein fantastisch buntes und lustiges Bild, dass ich begonnen hatte mit dem Schriftzug: „Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“. Als ich es wieder bekam, sagte ich spontan „Ich muss umziehen, ins Takatukaland.“

Alle Bilder waren wirklich wundervolle Ergebnisse.

 

DANKE für diese letzte Stunde, die ein passender und wertvoller Abschluss meiner Kunsttherapie war.