Februar 2019 - Trauma - Klinik-Tagebuch - Ergänzung nach der Entlassung

Februar 2019 - Kliniktagebuch (Ergänzung)

Klinik-Tagebuch 01.02.2019

Und wieder so eine komische Nacht. Ich möchte so gern die 2 Bilder loswerden. Doch sind da, immer noch.

 

Heute beginnt der Therapietag mit Körpertherapie. Ich sage wie es ist, ich bin gerade nicht gut hier und bin sehr müde, bin froh das Freitag ist. Die ersten Jonglierball-Übungen lasse ich aus und schaue vom Rand aus, mehr oder weniger zu. Es geht darum wechselseitig einen Ball in die Höhe zu werfen und NICHT zu fangen. Es geht nur um das Ball werfen. Später üben wir, auch ich, den rechten Ball im Bogen nach links zu werfen und den linken im Bogen nach rechts zu werfen. Es ist noch immer nicht das Ziel den Ball zu fangen. Viele von uns haben das Problem, den Ball unbedingt fangen zu wollen. Loslassen ist nicht einfach, zeigt sich hier sehr deutlich. Ich bin schon mit der einfachen Übung voll überfordert oder gefordert. Ich habe riesige Schwierigkeiten, die Bälle wechselseitig hoch zu werden, sie mit den Augen zu verfolgen. Ich bleibe bei dieser Übung und fange meine Bälle wechselseitig auf. Ich bin total gefordert und für dumme Gedanken oder Bilder bleibt kein Raum. In der Abschlussrunde sage ich es dann auch genauso und frage wo ich solche Bälle kaufen kann (Jonglierbälle, die nicht rumspringen). Der Laden ist nicht weit von hier. Ich werde versuchen diese einfach Übung als Skill für mich zu nutzen.

 

Ein wenig wacher bin ich nun auch, aber immer noch froh, dass heute Freitag ist. Ich bin so müdeeee. Im Fertigkeitentraining stand heute die Selbstakzeptanz als Thema. Wie passend und sicher sehr bewusst ausgewählt. Es war eine sehr gute Runde, mit intensiver Gruppenaktion. Ja, aus mir kamen auch Erkenntnisse heraus. Ich war von mir selbst überrascht. Ich könnte gerade singen: Tränen lügen nicht (mag den Titel aber nicht) lach. Bin dankbar für diese Stunde. Bin auch der Therapeutin sehr dankbar.

 

Am Nachmittag fahre ich zu dem Laden und kaufe mir die Jonglierbälle. Danach versuche ich eine Stunde zu schlafen, was mir nicht gelingt. Später kommt Michael vorbei und wir drehen eine große Runde. Dann ist auch der Freitag vorbei. Schlafen, nur schlafen, bitte.


Klinik-Tagebuch 02.02.2019

Samstag, schlafen. Endlich schlafen. Ich schlafe bis 16.00 Uhr. Auch das Telefon weckt mich nicht, das nachfragt, warum ich nicht beim Mittagessen war. Den Nachmittag verbringe ich eine lange Kaffeerunde in der Raucherecke, schreibe meine Gedanken auf und … Es ist Samstag, Zeit für NICHTS.

Sonntag passiert nicht viel. Ich bin müde. Nach dem Mittagessen mache ich mit Michael einen langen Altstadtbummel. Der Schnee verzaubert die Stadt. Wir holen unsere Silvesterkaffeezeit an der Frauenkirche nach. Unter der Heizsonne Apfelstrudel mit Vanillesoße, Eis und Sahne. Legger. Den Nachmittag vertrödle ich und geh sehr früh ins Bett.

Es ist Schnee gefallen. Viel Schnee. Wir sind am Morgen so übermütig, dass wir Schnee-Engel im Klinikhof zaubern. Auch diesmal baue ich einen Schneemann und bekomme gute Hilfe aus der Küche. Der schönste Schneemann, weit und breit. Aufgrund der Witterung lebte er auch mehrere Tage, zu meiner Freude und auch der Freude von Patienten und Therapeuten.


Klinik-Tagebuch 04./05.02.2019

Beide Tage vergehen im Flug und am Abend bin ich einfach nur fertig. Die Einzelpsychotherapie schlaucht dermaßen, dass ich mich nur über den Tag hangle. Gestern habe ich die Dramatherapie abgesagt. Es war wichtiger gestern und heute für mich zu sorgen. Das heißt an beiden Tagen bin ich wieder in die katholische Hofkirche gefahren, um mit meiner Tochter zu reden. Dort komme ich wieder bei mir an. Ich bin froh und dankbar, dass das Thema an der Oberfläche ist und nun endlich aus mir herausbricht, Stückchenweise. Neue Bilder und immer die Zeit, diese zu besprechen, meine Selbstvorwürfe und Schuldzuweisungen auszusprechen, das ganze auszuhalten, wahrzunehmen und den Tränen ihren Lauf zu lassen. Trauer bricht jetzt heraus. Trauer, die damals nicht möglich war. So weit erst mal. Vielleicht ergänze ich noch, wenn ich mich dazu in der Lage fühle. Aber heute bin ich nur noch müde und kaputt. 

 

In der Kunsttherapie-Einzel war auch mein Thema präsent. Was auch sonst. Die Therapeutin sprach Gedanken zu einem inneren Haus aus, die mich sehr berührten. Ich malte mein inneres Haus. Das Licht der Sonne dringt durch ein Loch im Dach hinein. Bringt Wärme in meinen Chaos. Viel Gerümpel, viele Kisten im Durcheinander. Überallem aber mein Herz im ICH. Mein Haus wird von außen gestützt, damit es nach und nach saniert werden kann. Mich überrascht immer wieder, was passiert, wenn ich mich auf ein Thema einlasse und einfach losmale. Ich habe nicht einmal wahrgenommen, dass in meinem Gerümpel Gänseblümchen blühen. Verwundert bin ich auch immer wieder über die Farben in meinen Bildern. „Es ist in Ihnen. Sie haben große Sehnsucht nach den Farben in ihrem Leben. Sie können sich gut erinnern“, erklärt mir die Therapeutin. Ich bin sehr dankbar, auch für diese Stunde wieder.


Klinik-Tagebuch 06.02.2019

Heute war die erste ruhige Nacht. Ich habe gut geschlafen.

Ein ruhiger Tag beginnt mit der Themenzentrierten-Gruppentherapie. Heute besprechen wir eine Gruppen-Störung. Es geht um das Hiersein in der Gruppe und was ich für mich mitnehmen kann. Es sortiert Gedanken und gibt klare Standortbestimmungen frei. Ja, manchmal kann es auch besser sein, einer Therapie für eine Weile fern zu bleiben, ohne das es Vermeidung ist. Auch wenn es mir nicht gefällt und ich das Mitglied vermissen würde. Wir sind alle auf unseren eigenen Wegen unterwegs und mancher von uns ist schon weit voraus. Andererseits ist das aushalten von den vielen Gefühlen und Leiden von anderen nicht so einfach und hat unterschiedliche Folgen. Ich bin aber immer froh über diese Stunden, seit dem ich selbst besser dabei sein kann. Hier bringen die Themen Lebensnahe Gegebenheiten und immer wieder kann ich erkennen, egal welches Thema, ich bin nicht allein mit meinem Gedankenwirrwarr.

 

Am Nachmittag habe ich noch Ergotherapie-Gruppe. Geplant war meine kleine Holzfigur zu bemalen. Ihr damit eine andere Aussage zu geben, die für mich passt und dann einen Treibholzleuchtturm zu gestalten. Geschafft habe ich nur die kleine Holzfigur. Irgendwie war die Zeit schnell vorbei. Mit Wackelbeinen hätte ich es nie geschafft, sie zu gestalten. Mit einem hauchdünnen Pinsel habe ich genau Linien gezogen. Am Ende war ich wieder einmal selbst überrascht. Sie ist farblich völlig anders geworden als ich vorhatte. Auch habe ich die Blütenseite gewechselt und die höhere Figur zur Wiese umgestaltet. Meine Seele hat wieder einmal gemalt und meine Hand nur ausgeführt. Ich bin sehr dankbar für das Ergebnis.

 

Danach habe ich lange in der Sonne gesessen und auf die Stadt geschaut. Schön war es. Den Abend verdrusele ich, wie oft und schreibe noch dies und das. Und morgen beginnt wieder ein Tag. Ein neuer Tag.


Klinik-Tagebuch 07.02.2019

Wieder so eine komische Nacht. Wie gerädert wache ich auf und habe das Gefühl nicht wirklich viel geschlafen zu haben. Immer neue Bilder zeigen sich und meine Schuldgefühle jagen mich sogar in der Nacht. Heute habe ich einen sehr vollen Therapieplan, bis hin zur Gruppenfreizeit.

 

In der Psychoedukation bleiben wir noch einmal bei dem Thema Wut hängen. Am Ende der Stunde sagt, die Therapeutin – so richtig Edukation war es heute nicht, aber doch lehrreich. Wie recht sie hatte. Wut hat so viele Facetten und Auswirkungen und vor allen so unterschiedliche Gefühle in sich, dass das Thema ganz sicher, noch immer nicht beendet ist.

Nach der Stunde, ganz nebenbei sagt die Therapeutin zu mir: „Ihre Beiträge empfinde ich immer als sehr wertvoll“. Peng. „Das wollte ich ihnen nur mal spiegeln“, sagt sie, als sie meine Verwirrung sieht. Wie immer, wirklich annehmen kann ich das nicht, aber sie hat bestimmt nicht gelogen. Wow.

 

In der Vertragsgruppe geht es heute um die Verträge und wie wir sie einhalten. Ich frage einiges, zum Beispiel, wie ich erkennen kann ob ich vermeide oder für mich sorge. Wie ich bemerken kann, ab wann ich skillen muss und sage, dass es mir schwer fällt zu erkennen ab wann der Pegel steigt, dass er bei mir meistens schnell steigt. Naja, so richtig schlau bin ich immer noch nicht. Andererseits, denke ich bin ich sehr anspruchsvoll und mache es schon ganz gut.

 

Nach dem Essen habe ich dann Psychoeinzeltherapie. Ich erzähle von meinen Bildern, dass nun auch positive Bilder entstehen, ich das falsche Bild los bin und mich meine Schuldgefühle jagen. Wir machen eine Übung, für mich unendlich lang. Im Wechsel sprechen wir: Sie sind nicht Schuld oder Sie können nicht dafür oder Sie konnten es nicht verhindern … und ich antworte jedes mal: Ich bin nicht schuld. Es war so schwer, so schwer überhaupt das Wort Schuld auszusprechen. Ich konnte es kaum aushalten. Ich wechselte mehrfach den Stuhl (Perspektive) und hätte mir am liebsten meinen Skill – Stein an den Kopf gehauen. Aber ich habe ihn weg gelegt und lieber mein Kleid malträtiert.

Dann änderte meine Therapeutin ihren Satz. Sie fragte mich: Sind sie Schuld. Peng!!! Sofort antwortete ich: Nein, ich bin nicht Schuld. Irgendwann war ich so vollkommen fertig und genervt, dass ich sie anschrie: Ich bin nicht Schuld. Ihre Reaktion: Lächeln, Jaaaaaaaaaaaaa klappt doch.

Peng!! Ich hatte es geschafft. Ich war wütend und ich hatte nachdrücklich die Schuld von mir gewiesen. (Bin dankbar dafür).

 

Danach schickte mich die Therapeutin auf einen achtsamen Spaziergang und dann sollte ich ein wenig schlafen. Der achtsame Spaziergang war anstrengend. Wurde aber leichter. Ich entdeckte wundervolle Kleinigkeiten der Natur, hörte das knirschen vom Schnee, fühlte den kalten Wind und die Wärme der Sonne. Irgendwann lud ich ein Stück Ballast ab, mit meiner Erkenntnis: Ich habe 36 Jahre eine Schuldenlast getragen, die nicht meine war. Nein, ich bin nicht Schuld. Auch wenn es sich noch nicht gut anfühlt.

 

Danach wollte ich noch ein wenig ausruhen, weil ja noch Gruppenaktivität war. Doch ich schlief erschöpft einfach ein. Als ich wach wurde, war es Abendbrotzeit. Ich hatte verschlafen und zum ersten Mal hatte ich kein schlechtes Gewissen. Am Abend, ein kurzer Spaziergang mit Michael, dann schaute ich noch ziellos ein wenig auf Facebook und war sehr bald wieder im Bett. Morgen ist ein neuer Tag. Freitag, die Woche ist fast geschafft.


Klinik-Tagebuch 08.02.2019

Auch die Nacht war nicht erholsam. Aber heute standen nur zwei Termine auf meinem Therapieplan.

 

Im Wochenausklang sage ich der Gruppe, das ich die Gruppenfreizeit ungewollt verschlafen habe. Negativ – Gruppenaktivität verpasst. Positiv – Ich habe mich dafür nicht fertig gemacht. Positiv in dieser Woche noch, dass ich weiter an meinen Traumabildern gearbeitet habe und in der nächsten Woche mit einem IRRT mehr Distanz erarbeiten möchte. Wochendplan: ausruhen, Michael.

 

Im Fertigkeitentraining stand heute das Thema Glaubenssätze. Wie wir sie erkennen, hinterfragen, positiv verändern können. Alle in der Gruppe können sie erkennen, hinterfragen und auch positiv verändern. Doch die Umsetzung ist dann noch einmal ein anderes Thema. Hier gibt es vielfältige Erfahrungen und auch die Unterschiede Alltag in der Familie und Arbeitsalltag werden ausgesprochen. Eine gute Stunde, doch ich bin einfach nur noch froh, als sie vorbei ist.

 

Endlich Wochenende. Ich bin nur noch müde. Zu müde etwas zu tun, zu müde um zu schlafen, nur müde...


Klinik-Tagebuch 09./10.02.2019

Samstag war ein wundervoller Tag. Die Sonne schien vom blitz-blanken blauen Himmel und verteilte gute Laune. Ich erledigte meine Hausaufgaben: Wochenbericht, Verhaltensreflexion und Positivreflexion schreiben. Es tat mir gut, meine Ergebnisse der Woche noch einmal anzuschauen und nachzufühlen. Ich saß viel in der Sonne, gönnte mir Chociatto und holte mir vom Bäcker ein Stück Kuchen. Gegen Abend kippte die Stimmung und ich war sehr bald im Bett verschwunden. Der Sonntag war grau, so grau wie ich auch. Ich verschlief den Tag bis 16.00 Uhr und auch danach trödelte ich nur so rum und war nach dem Abendbrot schnell wieder im Bett. Das Wochenende war einfach nur zu kurz.


Klinik-Tagebuch 11.02.2019

Ausgeschlafen begann der Tag heute mit der Themenzentrierten-Gruppentherapie.

Heute ging es um das Thema: Wie gehe ich mit der Opferrolle um. Wie kann ich vermeiden immer wieder hinein zu schlittern? Eine Frage, die viele von uns haben. Wir kennen diese Situationen alles zu gut und so begann ein reger Austausch, aus dem jeder etwas mitnehmen konnte. Nein, auch mit diesem Thema sind wir nicht allein.

 

Gleich im Anschluss war Visite. Wie immer war ich gut vorbereitet und als ich die Fragen alle beantwortet hatte, war es auch schon vorbei. Ja, alle waren zufrieden über meine Fortschritte.

 

Fünf Minuten später dann, saß ich in der Einzelpsychotherapie. Wir steckten den Rahmen für dass IRRT ab und bearbeiteten dann, warum es mir so schwer fällt, positive Reflexionen und Erlebnisse anzunehmen.

Meine hartnäckigen Glaubenssätze machen mir das Leben schwer. Warum gehe ich mit mir selbst so schonungslos hart um? Warum fällt es mir so schwer anzunehmen, dass ich nicht dumm bin? Warum kann ich mich nicht freuen und fühlen wie es ist, wenn jemand zu mir sagt: „ihre Beiträge empfinde ich als sehr wertvoll“. Warum kann ich das nicht glauben? Manchmal glaube ich, bei mir ist Hopfen und Malz verloren. Grrr. Nach dem Mittagessen kommt dann eine innere Schwere und Traurigkeit zu mir. Ich bin traurig über mich selbst. Die Fragen aus dem Einzel kreisen immer noch. Woher Selbstvertrauen und Selbstsicherheit nehmen, wo sie doch nie gewachsen ist?

Ich hoffe sehr ich finde noch meine Antworten. Antworten, die auch mein Herz berühren und in meiner Seele ihren Platz finden. So wie endlich der Satz, ich bin unschuldig, seinen Raum gefunden hat. Das macht die Erinnerung leichter. Nein, ich konnte es nicht verhindern. Es ist passiert. Ich habe alles getan und versucht, es zu vermeiden. Es war unmöglich, denn das Herz hatte keine Kraft mehr und hörte auf zu schlagen. Ich bin unschuldig!

Auch heute falle ich frühzeitig in mein Bett.

Eine Kaffeezeit in der Neustadt, Maileg der Nüsse findet und mein Mut-Engel von Michael für das IRRT.


Klinik-Tagebuch 12.02.2019

Heute hatte ich einen sehr ruhigen Tag. Auf dem Therapieplan standen nur Kunst-Einzeltherapie und Kunst-Gruppentherapie. Leider fiel die Einzeltherapie aus, da die Therapeutin erkrankt ist. So freute ich mich auf den Nachmittag. In der Kunst-Gruppentherapie stand heute das Thema Tiere. Wir sollten ein Tier wählen, dessen Eigenschaften wir manchmal benötigen würden oder wo uns die Lebenswelt gefällt. Klar, für mich konnte es nur Möwe Emma sein. Ich glaube ich habe sie ganz gut hinbekommen. Grund: Möwe Emma ist mir immer nah. Sie ist in meiner Imagination, ich kann mich mit ihr unterhalten und sie führt meine Aufträge aus. Möwen können frech sein, den Fisch aus den Brötchen klauen, sich laut und heftig um Fischreste streiten um danach wieder friedlich miteinander am Strand zu verweilen. Sie können sich die Welt von oben anschauen und lach, auch mal dem richtigen auf den Kopf scheißen. Leider waren Spannungen im Raum. Sie behinderten mich und machten es mir schwer, die Stunde für mich zu nutzen. Irgendwie fühlte ich mich ausgegrenzt und hatte auch nicht wirklich das Bedürfnis über meine Gefühle zu dem Bild zu reden. Schade. Ich werde es mit meiner Therapeutin besprechen. Manchmal ist es eben so.


Nachwort

An dieser Stelle ist mein Tagebuch beendet. Mit der Traumabearbeitung im IRRT begannen die schwersten Wochen meines Aufenthaltes. Ich hatte gerade so viel Kraft über den Tag zu kommen und meine Therapien zu meistern. Mehr war nicht möglich. Das IRRT war hart, aber ich würde es wieder tun. Es hat meinen Umgang mit dem Thema viel leichter gemacht. 

Das Boxtraining musste ich absolvieren. Eine Stunde, in der ich ausführte was mir gesagt wurde. Nein, es war keine Entlastung. Es war für mich widerlich und eklig. Gegen meinen Willen hatte ich funktioniert. Das rächte sich. Ich war wütend, gegen mich selbst. Durch einen anderen Trigger, fand diese Wut dann einen harten Ausbruch. Die Wut war da und ich wusste nicht was ich nun damit sollte. Das ich endlich Wut zulasse, war das Ziel der Übung. Das damit noch andere Bilder hochkommen, war nicht gewollt. Passierte aber. Ich fühlte mich nur eklig, wütend und hasste mich. Nein, so unbedarft und ohne weitere Begleitung in diesem neuen Traumathema, würde ich ganz bestimmt nicht noch einmal boxen. Die Wut ist da. Sie muss da sein, damit auch die anderen Gefühle wieder ihr Dasein finden.

Am 07.03.2019 wurde ich entlassen. Ich war mutig und voller Energie. Gehen sie leben, war der Abschied meiner wundervollen, energiegeladenen und empathischen Therapeutin. Ich bin dankbar für diesen stationären Aufenthalt, der mich in Siebenmeilenstiefeln voran gebracht hat. Ich bin mir sehr bewusst, dass nur über so einen intensive stationäre Therapie, wirklich Fortschritte und Stabilität erreicht werden kann.

 

Meine Sehnsucht war stärker als die Angst ... 


Foto-Impressionen

An manchen Tagen gelang ein Spaziergang. Die ersten warmen Sonnentage, da hielt es fast niemanden in der Klinik. Ich hatte immer meine Kamera dabei. Durch sieh wurden meine Spaziergänge zu Ruheoasen. 


17.02.2019 - Erste Frühlingsboten auf den Elbwiesen. Auf der riesigen Wiese unterhalb meines Pavillons fand ich einen!!! Krokus und entdeckte den ersten Schmetterling.

23.02.2019 - Krokuspracht am Goldenen Reiter. Hier blühen tausende Krokusse auf den Grünanlagen der Hauptstraße entlang.

24.02.2019 - Ein Frühlingstag in der Altstadt. Nach dem IRRT Zeit in der Kirche verbringen und Kerzen für Daniele und André anzünden. Am Zwingerteich aus der Straßenbahn gestiegen, um ein paar Impressionen vom Zwinger einzufangen, auf dem Weg zur Kirche. Seelenzeit.

25.02.2019 - Auch unterhalb des Pavillons blüht es nun heftig. Glücksmomente im Therapiealltag.