Leben, wie es mir gefällt. Oder wenn Jugendweihe ist und sich alles falsch anfühlt. Chaos im Kopf mich beherrscht, mir die Kraft und die Freude raubt.

Ich und die Jugendweihe der Enkeltochter

Jugendweihe, eine festliche Veranstaltung, ein Höhepunkt im Leben unserer Kinder. Mit 14 Jahren werden die Kinder mit der Jugendweihe in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen. Schon zu meiner Jugendzeit, war es eine Veranstaltung zu der ich mich "verkleiden" musste. Nun ist die Zeit der Enkel angebrochen und ich dachte es würde mich nicht weiter stören. Wochen zuvor war ich sicher, was ich anziehen würde und hatte die Hoffnung auch bei den Vorbereitungen ein wenig helfen zu können. Ich hatte ja in der Klinik genug Selbstvertrauen getankt.

 

Doch wo war das Selbstvertrauen hin? Wenige Tage vor der Jugendweihe brach der Kopfchaos aus. Nichts war mehr klar. Nichts wollte mehr richtig sein, sich richtig anfühlen. Nur noch Zweifel im Kopf. Dazu kam noch, dass ich mich in den Urlaubstagen auf Rügen fürchterlich übernommen hatte, was mir mein Körper nicht verzieh und er mich abstrafte. Hilfe, was sollte das nur werden?

Problem - Bekleidung

Ein Problem bestand darin, dass die Wetteraussichten nicht gut waren. Das nächste darin, dass ich eigentlich keine Jeans anziehen wollte, aber keine andere Hose hatte. Leggings hatte ich für die warme Variante, aber eben nicht für die kältere Variante und eine Strumpfhose hatte ich überhaupt nicht. So ergab sich darüber hinaus auch noch ein Schuhproblem, denn die neu gekauften Schuhe passen nur mit Strumpfhose. Grr. Eins kam zum anderen.

Mit Michael war ich losgezogen und hatte Glück. Ich kaufe ein Kapuzen-Blazer, den es leider nicht mehr in weiß gab, den ich aber Klasse fand. Dazu kaufte ich eine Mohairjacke, die mir auch gefiel, aber eher Michaels wegen. Dann stand ich da und probierte aus. Nichts passte zusammen und war mir schön genug. Mein Kopfchaos war perfekt. Eine "alte" Bluse und eine Jeans in Samtoptik waren am Ende meine Wahl. Zum Glück war es so kalt, dass ich den Kapuzen-Blazer nicht ausziehen brauchte. Ich fühlte mich wohl und kam so über den Tag.

Vorbereitungstrubel

Drei Tage hatte ich vor mir. Auch wenn der Start in die "Tollen Tage" noch beruhigt wurde, war ich schon bei der Vorstellung dieser 3 Tage fertig. Nein, ich schaffte es nicht, innerhalb von 2 Stunden Reisefertig zu sein, so daß Michael zum Bäcker und zum Flughafen allein fahren musste. Dann wieder nach Hause, um mich zu holen. Für mich furchtbar, er nahm es leicht. Die Autofahrt nach Guben verschlief ich im Auto. Ich war einfach nur fertig und zu nichts in der Lage.

Natürlich wuselten schon alle im Haus herum und waren mit den Vorbereitungen voll beschäftigt. Was mich sofort ganz erschlug. Nach sehr kurzer Zeit zog ich mich in unser Zimmer zurück und verschlief den Tag. Alles wuselte und ich schlief ...  Ein wenig rumsitzen, Abendbrot essen und dann war der Tag für mich vorbei. Ein Tag war geschafft. 

Tag der Jugendweihe

Antriebslos, Blei in den Gliedern und müde begann der Tag. Ich hielt mich an Kaffee und Zigarette fest und alle anderen wuselten schon wieder hier und da. Nein, keiner beschwerte sich oder ... Ich selbst hatte mit mir das Problem. Am liebsten wäre ich in den Boden versunken. Irgendwann schaffte ich es, mich aufzuhübschen und startklar zu machen. Nein, es kam keine Freude auf. Nein, es kam keine Kraft oder Aktion in meinen Körper. Alle waren fertig und voller Freude ging es zur Feier. Ich fuhr mit, mehr nicht. Auch das fotografieren half mir nicht wirklich. Ich stand einfach nur neben mir.

Die Feierstunde war mit sehr guten Texten und Musik gestaltet. Leider war es Gitarrenmusik, die ich nur mit zugehaltenen Ohren ertrug. Die hohen Töne summten mir in den Nervenbahnen, gruselig. Egal, aus Kindern wurden Erwachsene.

Nach einem Profi-Foto-Termin ging es zurück nach Hause. Es begann zu regnen und es regnete den ganzen weiteren Tag. Für mich schlimm, da der ganze Trubel im Haus stattfand. Laute Gespräche, Kindertrubel ...

Im Garten wäre die Lautstärke etwas verflogen und der Trubel hätte sich verteilt. Aber es war wie es war. Ich war fehl am Platze, ich stand neben mir und nicht ging. Warum tat sich nicht die Erde auf und verschlang mich? Nach der Kaffeezeit flüchtete ich in mein Zimmer. Es war mir einfach zu viel, viel zu viel. Zum Abendessen noch mal kurz im Trubel und das war der Tag für mich. Geschafft.

Ich möchte nur noch nach Hause

Sonntag, alles vorbei. Um mich rum, ist räumen und packen. Alles wieder an seinen Platz. Ich bin wie blöd, ich kann nicht. Rückzug. Ich bin und bleibe nur ein Bremsklotz, nur ein unnützer Mensch der irgendwo rumsitzt und nichts zustande bekommt. Völlig überflüssig. Ich will nur noch nach Hause, auch wenn wir noch zum Flughafen müssen, ich möchte nach Hause. Ich bin fertig.

Warum ...

  • Mein Pensum in den letzten Wochen war zu hoch.
  • Ich hatte mich wieder einmal ignoriert und zu viel gewollt.
  • Guben, diese Kleinstadt in der jeder jeden kennt - hat in mir den Drang nach Perfektionismus geweckt, ich wollte schön sein für andere, die mich vielleicht noch kannten (völlig blöd und kaum möglich).
  • Niemand sollte mir ansehen, dass ich krank war. (völlig blöd, steht mir ja nicht auf der Stirn geschrieben)
  • Ich wollte dabei sein, unbedingt. Auch wenn ich dort Personen treffen würde, die ich nicht mochte und Dinge ertragen musste, damit der Frieden gewahrt wurde. Nichts Neues, aber eben nicht einfach.
  • Mir fehlte das Selbstvertrauen, einfach zu sein wie ich bin, ohne Selbstvorwürfe.
  • Mir fehlte das Selbstvertrauen, einfach anzuziehen worin ich mich wohlfühlen konnte, auch wenn ich damit vielleicht aufgefallen wäre und es anderen nicht gefallen hätte.

Konsequenz - hinterher bin ich immer schlau ...

Das Lebens-Pensum bitte in dem Maße, wie es mir gut tut.

Überforderung vermeiden! Grenzen beachten und einhalten.

Anziehen was mir gefällt, ohne wenn und aber. 

Nicht drei Tage, sondern nur den EINEN Tag.

 

Bekleidung: Eine weiße Jacke, eine lange blaue Leggings oder blickdichte Strumpfhose und ein langärmliches Spitzenshirt. Damit wäre ich sicher in allen meinen Outfits gut beraten gewesen.

 

Hinterher kann ich immer schlau reden ...