Wenn die Sehnsucht größer ist, als die Angst, wird der Mut geboren ... ! Brief an mich. Heike kennt Frau Pfennig sehr gut. Mutmacher

Brief an MICH! Mutmacher!

Liebe Frau Pfennig,

gestern war deine vorletzte Therapiestunde. Endlich konntest du deine Gedanken und Fragen los werden, die du in den vergangenen vier Wochen angesammelt hattest.

 

Ehrlich, war es wirklich notwendig? 

 

Hast du auf deine Fragen Antworten erhalten? Hat die Therapeutin dir gesagt, was gut war? Hat sie deine Gedanken und Ängste verstanden? 

Nein! Hat sie nicht.

Liebe Frau Pfennig, wir kennen uns nun schon 58 Jahre. Gemeinsam sind wir durch die Zeiten gegangen. Du bist seit 2011 krank, behindert und Rentnerin. Seitdem kämpfst du für dein Leben, du gibst nicht auf. 8 Jahre bist du jede Woche zur Therapie gegangen, hast im Internet dir Wissen angeeignet und hast viele Erfahrungen im Leben mit der Depression gesammelt. Dein Lebensinhalt war Depression und Therapie.

Du bist einen sehr langen Therapieweg gegangen und erst in den Wochen vor der Klinik wurde dir bewusst, Therapie wird von dir gesteuert. Therapie kann nur leisten, was du ihr gibst. Ohne tiefes Vertrauen zur Therapeutin geht es nicht. Ohne deine klare Offenheit in den Themen, können sie nicht gemeinsam bearbeitet werden. 

Liebe Frau Pfennig, dir geht es nicht gut. Du hast mit Bilder und Wut aus der Traumakonfrontation zu kämpfen. In deinen Träumen jagen sie dich. Du hangelst dich durch den Tag, ohne zu wissen wo dieser, am Ende, geblieben ist. Dich jagt Angst, nein Ängste. Es jagt dich die Angst aus der Traumawelt, Verlustangst und du hast Angst ohne Therapie zu leben. Du glaubst du schaffst es nicht.

Da sind sie wieder deine Geister. Du vertraust dir selbst nicht. Du vertraust deinen eigenen Gedanken, Gefühlen, Wissen und Erfahrungen nicht. Dein Selbstwert verschwindet sofort, wenn es um dich geht. 

Liebe Frau Pfennig, ich weiß, ich bin nicht deine beste Freundin. Doch ich sage dir jetzt mal was: Gestern in der Therapiestunde hast du nicht nur über alle deine Sorgen, Nöte, Ängste, deine Wut, deine Entscheidungen und deine Gedanken gesprochen.

Gestern hast Du selbst,

  • mit deinen Reflexionen, deinen Gedanken und Lösungsansätzen DEINE Therapiestunde gestaltet.
  • Ursprung deiner Bilder, deiner Ängste und deiner Wut benannt, zugeordnet und gute Lösungsansätze gefunden. 
  • klar definiert wann, wo und wie du deine eigenen Grenzen überschritten hast und wo der Fehler war.
  • klar erkannt, dass Familienfeste in Guben, dich triggern und so deine sehr eingeschränkte Handlungsfähigkeit erklärt.
  • den Grund für deine unvorhergesehene Überreaktion in der Boxtherapie gefunden.
  • Bilder und Gefühle aneinander gereiht, geordnet und erzählt wie du damit umgehst. Wie du ihnen im Jetzt widersprichst.
  • deine Wut zugeordnet und selbst da, hast du einen Lösungsweg im Kopf gehabt - einen Teil dieser Wut an die Adresse zu leiten, wo sie hingehört.
  • klar geäußert, dass du nicht an das "angekratzte" 2. Trauma heran möchtest. Du nicht willst, dass noch mehr dieser ekligen Bilder und Gefühle hochkommen und wer weiß was noch.
  • gesagt, dass du hoffst diese Bilder und Ängste werden nicht stärker und gehen wieder, auch wenn sie Triggersituationen auslösen.
  • in der Erinnerung an die Klinik festgestellt, dass du dir selbst nicht zuhörst. Du hast dich erinnert, wie deine eigene Worte dich überrascht haben.
  • bemerkt, dass du Therapieabhängig bist, ähnlich einer Sucht. Du hast einen Teil deiner Angst und des Tiefs der wegfallenden Therapie zugeordnet. Du brauchst die Therapiestunde, um von Außen Bestätigung zu finden, auch wenn du 10mal die richtigen Gedanken in dir trägst.

Liebe Frau Pfennig, gestern hat dich deine Therapeutin beständig angelächelt. Damit war dir klar, dass du etwas Schlaues erkannt hattest, das der Groschen nun gefallen war. Oft  hat sie "nur" bestätigt, was du schon wusstest.

Erinnere dich bitte wie wertvoll, Patienten und Therapeuten in der Klinik, deine Worte oder Beiträge in der Gruppe empfunden haben. 

Deine Therapeutin und das Therapeutenteam der Klinik vertrauen dir. Sie haben das Vertrauen in dich, dass du stark genug bist, ohne Therapie zu leben. Was heißt: sie vertrauen darauf, dass du all dein Wissen, alle deine wertvollen Worte und Gedanken jetzt für DICH SELBST einsetzen kannst. Sie vertrauen darauf, dass du dir endlich selbst zuhörst, dir selbst vertraust und danach lebst. So gut es möglich ist. Sie vertrauen dir!!! Sie sind da, wenn das "Experiment" nicht funktioniert oder das 2. Trauma die Macht übernimmt.

 

Die Therapeuten vertrauen dir, also vertraue du dir selbst!

 

Liebe Frau Pfennig, 

ich möchte deine Freundin sein, deine Vertraute und dein Mutgeber.

Lass uns gemeinsam gehen, ohne Therapie leben.

Vertrauen wir einander. Gemeinsam sind wir stärker.

Ich wünsche es dir und mir.

Von Herzen Heike