ANGST-Ein Gespenst, dass mir die Freude nimmt. Angst, die ich nicht bewältigen kann. Angst, die ich massiv wegdrücke, damit ich nicht verrückt werde.

ANGST - Ein Gespenst, dass mir die Freude nimmt.

Mit der Traumakonfrontation in der Klinik kam eine neue Angst in mein Leben. Angst, die ich nicht zuordnen kann. Ich habe sehr große Schwierigkeiten Menschen hinter mir zu ertragen. Es macht mich verrückt. Ich habe das Gefühl, sie sind direkt hinter mir und erdrücken mich. Diese Gefühl tritt nicht beständig auf, auch nicht an jedem Ort oder nur dann, wenn viele Menschen um mich herum sind. Es tritt sehr oft genau dann auf, wenn hinter mir überhaupt niemand ist. Ob an einem menschenleeren Strand, auf der Straße oder im Gebäude, ja selbst in der Wohnung.

Beim Einkaufen, im Lokal oder beim bummeln in der Stadt, tritt es nicht beständig auf. Es tritt auch unterschiedlich auf. Es kann sein, ich habe diese Angst eine Weile und dann ist sie verschwunden und andere Tage, ist ein Einkauf im Penny (meistens nicht viele Kunden) schon das Einzige was ich schaffen kann. 

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mich irgendwann in meinem Leben, schon einmal jemand verfolgt hat, ich fliehen musste oder mich verstecken musste. Aber genau so ist das Gefühl. Ich habe riesige Angst, horche beständig hinter mich und drehe mich beständig um. Ich schau ins Leere. Nein, da ist niemand. Nicht am weiten Strand, nicht auf der langen Straße und es ist auch keiner in der Wohnung. Doch die Angst ist da und zieht bis in die Haarspitzen. Hinter mir lauert Gefahr. Hinter mir ist jemand, der mir schaden möchte. Hinter mir ... 

ANGST

Ein wunderschöner Strandbummel, die Suche nach Steinen, Treibholz, Glas ... Meine Konzentration reicht nicht aus, um die Angst zu negieren. Meine Worte an mich selbst: da ist niemand und wenn, ist er nicht hier um dir weh zu tun, erreichen nicht mein Gehirn. Die Angst ist stärker. Auch wenn ich meinen Strandbummel nicht abbreche, weil ich der Angst zeigen will, dass nichts passiert, ist es doch kein Glücksgefühl. Ich sehe den Strand, die Steilküste, das Meer, den Himmel, die untergehende Sonne ... Kein Mensch weit und breit. Die schönste Zeit am Strand und doch für mich nur mit dem Kampf gegen die Angst verbunden.

Auf der Straße, ich schau nach links und rechts. Kein Mensch ist auf dem Gehweg. Ich gehe los und da ist es wieder. Die Angst ist hinter mir, über mir und in mir. Ich dreh mich um, niemand da. Am Überweg über die Straße brauche ich alle Kraft, nicht loszurennen, bevor kein Auto mehr kommt. Da ist jemand hinter mir ... ANGST. Ich drehe mich um. Niemand da, weit und breit.

 

Jetzt kommt zu dieser Angst noch eine andere Angst. Sie verstärkt das ganze noch. Sie liegt schwer wie Stahl auf meinen Schultern. Ich kann sie nicht abwerfen. Diese Angst vereint Angst aus der Vergangenheit, heftige Erinnerungen mit der, jetzt, real bestehenden Angst. Angst, den liebsten Menschen, zu verlieren. Den Menschen zu verlieren, der mit die Kraft und den Mut gibt zu leben. Den Menschen, der mein Glück ist. Diese Angst ist da. Diese Angst ist berechtigt. Eine Vereinbarung "Stillschweigen" zwingt mich, mit dieser Angst allein zu sein. Totschweigen, macht mich verrückt und doch bin ich derzeit genau in dieser Situation. Nein ich will das nicht mehr. Totschweigen hilft nicht. Es verschlimmert die Situation noch. Es nimmt mir den Halt. Es bringt mir die Angst. 

ANGST

Angst im Rücken ist etwas Neues für mich. Ich hatte die gute Hoffnung, dass sie mit der Zeit wieder geht. Das Trauma ist bearbeitet und es ist gut bearbeitet. Für das angerissene Trauma habe ich noch keine Kraft. Ich kann mich dem noch nicht aussetzen. Es hat sich wieder beruhigt und verfolgt mich nicht mehr in den Nächten. Doch diese ANGST ist geblieben. Diese Angst hat sich verstärkt, in Intensität und Auftreten.

 

Noch stehe ich ihr entgegen. Wenn ich allein unterwegs bin, sehe und erlebe ich, dass ich allein bin und niemand hinter mir ist. Im Lokal und anderswo sind Menschen, genauso wie ich unterwegs. Alle haben ihre Gedanken und Wege. Sie interessieren sich nicht für mich. Sie sind keine Gefahr. Es ist ein Kraftakt, nein ein Nervenakt, den ich bewältige. Ich will diese Angst nicht.

 

Die andere Angst muss raus. Irgendwie. Ich muss reden, ich muss schreien und ich muss schreiben. Schreiben, was mir seit Wochen nicht gelingt. Die Gedanken wirbeln im Kopf. Setze ich mich hin und möchte sie aufschreiben, ist mein Kopf leer. Nichts geht.

 

Heute geht es. Hoffentlich ist der Damm nun gebrochen. Heute. Ich kann reden, keine "Verschwiegenheit" mehr. Ich habe es geschafft, das Thema auszusprechen und bin gehört worden. Heute schreibe ich und ich hoffe morgen gelingt es mir wieder. Schreiben, mein Skill. Schreiben um die Angst kleiner machen. Schreiben, weil ich doch leben will.

ANGST