Prostata-Diagnostik:Trigger & Überforderung. Ein furchtbares Chaos im Durcheinander der Gefühle, Gedanken, Ängste ... - Die Depression erhält Macht.

Prostata-Diagnostik & Depression: Trigger & Überforderung

Vorwort: 

Das Foto-Farbspiel bringt eine Überraschung. Mit der Reduzierung der Farben, ohne das warme Licht, verschäft sich die Sicht im Focus. So stellt es genau meine Situation dar, die ich erlebte und noch erlebe, in der Prostata-Diagnostik. Ich fühle, sehe und denke sehr verschärft, auch begrenzt bzw. auch überfordert.

2 GedankenSplitter beschreiben, was diese wunderbare Foto in mir auslöst - siehe Link unten.

 

Wir waren BEIDE überfordert

 Wir waren BEIDE mit der Situation völlig überfordert. Nein, auf Krankheit, Krebs oder so etwas waren wir überhaupt nicht eingestellt.

 

Mir ist sehr bewusst und klar, dass es auch für Michael ein harter Schlag war. Er und krank, nein, das konnte nicht sein. Das war nicht sein Lebensplan. Er, der starke Löwe. Er war der Beschützer und Beschützer werden nicht krank.  Er war, der ruhige starke Löwe. Ihn konnte nichts umhauen und aus der Ruhe bringen. Er trug seine Maske, um mich zu schützen, um sich selbst zu schützen. Er handelte in seinen in seiner geprägten Glaubenssätzen/Verhaltensmustern, auch wenn er es längst besser wusste. Doch er war, verständlicher Weise, gerade nicht anders Handlungsfähig. Doch ich fühlte, spürte und sah trotzdem oder gerade deshalb, seine Anspannung und innere Unruhe. Ich verlor meinen Halt.  

Mein bester Ehemann der Welt, hat wie ich, seine Eigenheiten und geprägte Verhaltensmuster. Ich kann damit gut leben. Manches Unperfektsein macht ihn, für mich so liebenswert. Anderes ärgert mich ein wenig, aber davon geht die Welt nicht unter. Wieder anderes zaubert ein Lächeln in mein Gesicht. Ich liebe ihn, wie er ist! Diesen großen ruhigen und starken Mann mit seinem wundervoll weichen Seiten, mit seinem Familiensinn, mit seinem großen Herzen. Wir haben, in den Jahren meiner Therapiezeit gemeinsam gelernt. Wir gehen anders, achtsamer mit uns um und vor allem reden wir miteinander. Tauschen aus, was uns wichtig ist und finden gemeinsam Wege oder Entscheidungen. Die Akzeptanz und Liebe hat sich wesentlich verstärkt und ist tiefer geworden.

 

Doch jetzt waren wir Beide in einer Ausnahmesituation. Jetzt verstärkten seine Verhaltensmuster meine Ängste und gaben der Depression sehr viel Kraft. Wir kämpften Beide darum, unseren Halt nicht zu verlieren. Wir mussten Beide in den ersten Wochen lernen, damit umzugehen und unseren gemeinsamen Weg finden. Mich warf es aus der Bahn. Wir haben verändert und unseren gemeinsamen Weg gefunden. Langsam greifen meine Psycho-Übungen, meine Skills. Langsam wird es in mir ruhiger, auch wenn meine Angst bleibt.

 

Trigger - Negative Erfahrungen der Vergangenheit, im JETZT

  • Ich war nie gut genug, seit meiner Kindheit. Ich war immer Schuld, immer der Verlierer.
  • Handlungsweisen und Verhaltensweisen anderer (Familie) hingenommen und ausgehalten.
  • Handlungsweisen, wie immerwährende Kontrolle und Kritik meiner Tätigkeiten - Mobbing/Bossing.
  • Bis zum Tod meiner Tochter, wusste ich nicht viel über ihren Herzfehler und die Gefahr. Ich erfuhr erst nach ihrem Tod die Diagnostik und dass sie zum sterben nach Hause entlassen worden war. Sie hat es noch über ein Jahr (unvorhersehbar) geschafft, ehe sie in einer Nacht plötzlich in meinen Armen starb. Es war meine erste Konfrontation mit dem Tod.
  • Die Zeit nach dem Tod meiner Tochter bestand aus einer furchtbaren Beerdigung (die leider noch nicht über eine Traumakonfrontation bearbeitet ist), Allein gelassen, niemand war für mich da, niemand wollte wissen wie ich dachte und fühlte.
  • Totschweigen von heftigen Ereignissen, Tod oder Krankheiten, begleitete mich mein ganzes Leben.
  • Plötzliche und unerwartete negativen Nachrichten aus dem Nichts, erst wenn alles schon vorbei oder sogar Jahrzehnte später.
  • Schweigen und allein kämpfen um gesund zu werden, aus der ersten Krankheit von Michael.

Trigger - lösen Gefühle aus, die in die Vergangenheit gehören

  1. ICH BIN ANDERS!
  2. Schuld - Ich bin immer Schuld oder verantwortlich, für das was in meinem Leben geschieht und wie es geschieht. Ich habe es so verdient.
  3. Verlustangst - Menschen, die ich liebe zu verlieren.
  4. Dummheit - Ich bin zu dumm, um es zu verstehen und mache es eh falsch.
  5. Verlierer - Wut und sich wehren bringt keine Veränderung. Ich verliere immer.
  6. Angst und Wut - dürfen nicht sein, müssen unterdrückt werden - sonst wird es noch schlimmer.
  7. Ohnmacht, Hilflosigkeit und Sinnlosigkeit - Ich kann mich nicht wehren, nicht verändern.
  8. Hoffnungslosigkeit - Ich bin der Situation ausgeliefert, habe keine Chance zur Veränderung.
  9. Verlorensein - Allein gelassen, abgestellt, vergessen ... nicht mitgenommen werden ...
  10. Scham/Versager - Ich schaffe es nicht allein - ich brauche Hilfe.
  11. Wertlos: Ich bin nicht wichtig. Mit mir muss man nicht reden, muss mich nicht informieren.
  12. Ignoranz - meine Grenzen werden überschritten. Ich werde nicht beachtet und missachtet.

Auch wenn mir bewusst ist, dass diese Gefühle zur Vergangenheit und alle in die Mottenkiste gehören, nutzt es mir derzeit nichts. Sie haben die Macht und bestimmen meine Gedanken-Wirbelstürme. Sie machen mich verrückt.

 

Trigger geben meinen alten Glaubenssätzen starke Macht

  1. Ich muss funktionieren und hinnehmen wie es ist.
  2. Ich kann es nicht ändern bzw. verändern, was mich gerade trifft.
  3. Ich bin nicht wichtig. Ignoranz gegenüber mir ist normal.
  4. Ich bin selbst Schuld, an dem wie ich gerade denke und fühle. An mich selbst denken, darf ich jetzt nicht.
  5. Angst und Wut dürfen nicht sein.
  6. Ich schäme mich, weil ich Hilfe brauche, meinen Mann nicht begleiten kann.
  7. Ich werde wieder allein gelassen.
  8. Ich bin nicht gut genug, keine gute Ehefrau.
  9. Ich versage schon wieder.

Depression- & PTBS-Symptome, alte und neue, nehmen zu

  • Dissoziationen treten wieder auf (Überforderung)
  • Suizidgedanken überfallen mich (kann mich erwehren)
  • Schreckhaftigkeit ist verstärkt
  • Erbrechen am Morgen, bei Gedanken an ...
  • Schwindelgefühle, Gleichgewichtsprobleme
  • Nervenzerren (wie eine überspannte Gitarrenseite) im Kopf
  • Geräuschempfindlichkeit sehr hoch
  • Neu: IRRT-Auslöser - Angst im Rücken, Verfolgungsangst (aus angekratztem Trauma)
  • Neu: Traum-Erlebnisse sind wieder im Jagdmodus (im nebligen Gelände, werde verfolgt, irre heraum)
  • Leistungsfähigkeit und Lebenslust, Motivation sind minimal
  • Skills und erlernte Handlungsweisen funktionieren kaum
  • Schreibblockade

Leben in der Angst, in meiner Welt ohne Farbe verschärft den Focus

Mir nutzte all mein Wissen rund um die Prostatadiagnostik und Behandlungen nichts, auch das nicht, was ich mir noch angelesen habe. Mir nutzte nicht mein Wissen aus den vielen Therapiestunden, um mir selbst zu helfen, mich Handlungsfähig zu halten. Zwischen Wissen und Anwendung lagen Welten. In Hochfrequenz drehten sich meine Gedanken im Kreis und geben der Depression Macht und Kraft. Trotzdem nutzte und übte ich, erlernte Handwerksmittel, wie Skills, Diskrimmination, Wut-Ball werfen, fotografieren ... 

Meine letzte Therapiestunde gab mir (3 Wochen nach der Diagnosestellung) die Kraft, für mich einzustehen. Michael deutlich zu sagen, so geht es nicht. Endlich setzten wir uns zusammen und sprachen miteinander. Erst mal knallte es. Dann wurde es ruhig.

Danach  war die Zeit gekommen, Gedanken ehrlich auszutauschen, klar auszusprechen was in mir brannte, klar zu sagen was ich mir wünschte, ja was ich forderte. Festzustellen welchen Stand wir hatten. Nun war klar, das totschweigen würde beendet sein. Nun war klar, wie wir BEIDE gemeinsam weiter gehen wollten. Ich bin so dankbar. Nun begann ich wieder zu leben. Ganz langsam begann ich mich in die Situation hinein zu finden, sie zu akzeptieren.

Gemeinsam sind wir stark und verändern wir. Unsere Liebe trägt uns.