Du bist eine starke Frau - Mein Triggersatz - Ich will keine starke Frau mehr sein! Ich will Ich sein, mehr nicht.

Du bist eine starke Frau!

Netzfund auf der Facebookseite "Soulapp - Nutze deine innere Kraft":  "Wenn sie dich als starke Frau sehen, denken sie, dass du nichts oder niemanden brauchst, du kannst alles aushalten und wirst alles überwinden, was passiert. Dass es dir nichts ausmacht, nicht angehört, betreut oder verwöhnt zu werden. Wenn sie dich als starke Frau sehen, suchen sie nur nach dir, um ihnen zu helfen, ihre Kreuze zu tragen. Sie sprechen mit dir und denken, du brauchst nicht gehört zu werden. Eine starke Frau wird nicht gefragt, ob sie müde ist, leidet oder fällt, ob sie Sorgen oder Angst hat. Das Wichtigste ist, dass sie immer da ist: ein Leuchtturm im Nebel oder ein Stein mitten im Meer. Der starken Frau wird nichts vergeben. Wenn sie die Kontrolle verliert, wird sie schwach. Wenn sie die Beherrschung verliert, wird sie hysterisch. Wenn die starke Frau eine Minute verschwindet, fällt das sofort auf, aber wenn sie dort ist, ist ihre Anwesenheit üblich. Aber die Kraft, die man jeden Tag braucht, um so eine Frau zu sein, ist für niemanden von Bedeutung. Ehre, erkenne, respektiere und danke den starken Frauen in deinem Leben, denn sie müssen auch verwöhnt, geliebt werden und das Gefühl haben, dass sie sich ausruhen können."

Quelle: http://www.soulapp.org

Triggersatz: Du bist eine starke Frau

"Du bist so eine starke Frau", "... bleib bitte weiterhin stark ..." - Worte die mir so sehr bekannt sind. Worte die ich nicht hören möchte. Noch immer nicht und doch höre ich sie bis heute, erst gestern wieder. Sie sind Triggerwörter und mein Magen dreht sich um, in der negativen Erinnerung an meine Bossing/Mobbing-Zeit. Wunderbare und liebe Menschen - Senioren/Ehrenamtliche - wollten mir damit Mut machen und mir zeigen wie sehr sie mich schätzten. Die Worte waren Anerkennung für mich, lange Zeit. Ich hörte diese Worte von Menschen, die in den vielen Seniorengruppen mit mir zusammen arbeiteten, von "meinen" vielen hochbetagten Ehrenamtlichen oder auch auf Fortbildungen, Projektrunden außerhalb des Vereins, der mein Arbeitgeber war. Meiner Chefin war es ein Dorn im Auge. Sie konnte es nicht verstehen. 

Ich bin DANKBAR!

Ich bin für alle Menschen, die in meinem Leben waren, die diesen Satz oder Wunsch aussprachen, sehr dankbar. Es waren die Menschen, die mir wichtig waren. Menschen mit großem Herz, Menschen die viel Engagement für andere gaben. Menschen, die in der Regel zwischen 50 und 85 Jahre alt waren. Sie waren ein Stück Familie für mich. Sie gaben mir so viel Nähe, Unterstützung, Wertschätzung und vor allem echte Freundschaft.

 

Um zu überleben, habe ich sie alle im Stich gelassen. Doch auch das ist nicht richtig. Sie alle haben ganz sicher verstanden, warum ich so gehandelt habe, wie ich gehandelt habe. Ich bin nach Dresden gezogen und habe ALLE Kontakte abgebrochen. Ich wollte nicht hören, wie es ihnen ergangen ist, nach meinem Weggang. Ich wollte nicht hören, dass der eine oder andere, in den Himmel umgezogen ist. Ich wollte nicht hören von positiven, noch von negativen Ereignissen. Ich konnte es nicht ertragen. Es hätte mir sehr weh getan.

Daneben war mir sehr klar, was nach meiner Kündigung passieren würde und ja, es ist genau so eingetroffen. Die direkte Betreuung und Unterstützung dieser Ehrenamtliche & Gruppen, sowie alle meine sozialen Projekte wurden eingestellt. Es ist nichts mehr da, von dem was mich "sterben" lassen hat. Meine Chefin lebt ohne Schuldgefühle glücklich ihre Rente.

 

Doch die guten Erinnerung an MEINE SENIÖRCHEN & EHRENAMTLICHEN bleibt in meinem Herzen. DANKE für die vielen gemeinsamen Stunden und Aktionen.

Der Anfang vom Ende einer starken Frau

Das Jahr 2005 war, aus heutiger Erkenntnis-Sicht, das Jahr in dem ich hätte aussteigen sollen, in psychotherapeutische Behandlung gehört hätte. Im September 2004 war eines Tages mein Ehemann verschwunden, ohne Ankündigung und ohne Adresse ... Mit einem Schlag stand ich allein da. Ich, 2 Kinder, Existenzangst und dieser 60-Stunden-Job mit Bossing und Mobbing, welches sich jetzt noch verstärkte, da ich schwach war. Es ist unglaublich zu was Menschen fähig sind, wenn ein starker Mensch Schwäche zeigt.

 

Am 15.3.2005 war ein wundervoller Tag im Kreis meiner Seniörchen zu Ende gegangen. Wir hatten gemeinsam unser jährliches Frühlingsfest gefeiert und natürlich wurde ich mit Glückwünschen/Blumen/Karten in Vielzahl bedacht (was meine Chefin in Rage brachte). Es war ein langer Tag. 

Ich hatte all meine Blumen in Vasen verteilt und lass in Ruhe die vielen Glückwünsche. Da brach es aus mir heraus. Meine Tränen liefen, meine Nerven surrten zum ersten Mal, ich war völlig aufgelöst und dachte zum ersten Mal daran alles hinzuschmeißen, aufzugeben. Doch wie sollte ich dann meine Kinder versorgen? Andere Jobs gab es hier nicht. So eine Scheiße. Ich heulte und wünschte mir nur eins: ICH WOLLTE NICHT MEHR STARK SEIN!

Zum ersten Mal, rief ich einen guten Freund an, der mitten in der Nacht zu mir kam, mich in den Arm nahm und mir zuhörte. Nur zuhörte. 

Heute bin ich mir sicher, hier war der Anfang vom Ende. Hier war die Zeit auszusteigen.

Das Ende vom Anfang einer (starken) Frau

Ich überlebte. Ich fand mein Glück, meinen besten Ehemann der Welt. Es rettet mich aber nicht. Bis 2011 überlebte ich und kämpfte an ALLEN Fronten (Bossing, Mobbing, immer mehr Projekte, immer weniger Personal dafür, meine Kinder, Beziehung und seine Kinder). Als mein bester Ehemann der Welt, die Notbremse in seinem Job zog, endlich therapeutische Hilfe annahm - Tagesklinik/Reha und seinen Burnout überstanden hatte, wieder glücklich im Leben stand - war es vorbei.

 

Ich, die starke Frau. ICH! Ich war am Ende all meiner Kräfte und ging endlich in die Krankschreibung. Dann gingen die Lichter aus, wirklich aus. Von ca. 8 Wochen, bis zu meinem ersten stationären Aufenthalt, gibt es nur noch ein schwarzes Loch. Danach begann mein Leben neu. 

 

Es begann MEIN LEBEN - MEIN WEG - MEIN WEG ZU MIR SELBST! ENDLICH! - DAS ENDE VOM ANFANG

 

Ich will keine starke Frau mehr sein!

Heute lebe ICH im Jahr 2019 und bin EU-Rentnerin. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich bin inzwischen einen langen Therapieweg gegangen und habe hart AN MIR & FÜR MICH gearbeitet. Doch mein Wunsch ist geblieben. Ich will keine starke Frau sein. Starke Frauen werden benutzt, missbraucht, missachtet und weggeschmissen. Starke Frauen werde für alles verantwortlich gemacht und sind immer Schuld oder selbst schuld. 

 

Ich höre gerade, wie vor Entsetzen meine Therapeutin vom Stuhl fällt. Das ist mir völlig egal. 

 

Ich bin, als starke Frau, im Strudel von Exisistenzangst, Ja-sagen, Bossing und Mobbing und meinen eigenen Leistungs- und Qualitätsansprüchen sowie der Fülle von privaten Baustellen allein gelassen worden, ganz selbstverständlich! Ich bin in diesem Strudel ertrunken.

Natürlich weiß ich inzwischen wo hierfür die vielfältigen Gründe liegen, wo diese wiederum ihre Ursachen haben, das meine Empathie und Hochsensibilität dabei eine Rolle spielen und das ich unschuldig daran bin. Ich hatte die Verantwortung für mich, konnte diese nicht wahrnehmen. Ich hatte es nicht gelernt.

 

Starke Frauen können NEIN sagen und für sich selbst einstehen. Sie ziehen die Bremse bevor es zu spät ist. Andere starke Frauen gehen über Leichen, um ihre Bedürfnisse und Interessen zu verwirklichen. Vielleicht gehöre ich auch zu den starken Frauen, gerade weil Ehrlichkeit, Empathie und Hochsensibilität zu mir gehören. Aber ich kann und will mich nicht als solche empfinden. 

Ich will eine Frau sein. Einfach so! Mit meinen Stärken und Schwächen sowie in meiner Unperfektheit und Einzigartigkeit. Jeg er unik!