Da sind sie wieder... Gedankenkreisel, Selbstvorwürfe, Abwertung... Opferrolle... Ich bin anders... Ja, anders und das ist gut so... Ich übe noch.

Da sind sie  wieder ...

Da sind sie wieder diese ...

Für Selbstverletzungen brauche ich kein spitzes Messer und keinen Hammer. Meine eigenen Gedanken verletzen mich. Ich bin noch immer mein ärgster Feind. Immer und immer wieder. Es reicht ein einfacher Satz und es geht los.

Dann kommt die Wut. Die Wut aus dem Wissen heraus, dass ich zum 1000sten mal im Opfermodus bin. Ich bin kein Opfer mehr und ich will es auch nicht sein. Ein Opfer ist hilflos und das bin ich nicht! Nicht mehr.

Da ist es wieder ... 

Diese Gefühl anders zu sein. Diese Gefühl nicht gut genug zu sein. Dieses Gefühl immer der Verlierer zu sein. Dieses Gefühl es niemals richtig machen zu können. Egal was. Egal wie. Dafür reicht ein einziger Satz, von einem Menschen in meinem Umfeld. Ein einziger Satz, der mir nur sagt, dass meine kleinen Erwartungen, schon zu viel sind. Das ein kleines Zeichen, ein kleines Danke nicht im Zeitlimit des anderen liegen - zu viel verlangt ist. Anstatt einfach zu sagen: dann eben nicht! und meine Konsequenzen zu ziehen, jagen mich meine Gedanken.

 

Da sind sie wieder ...

Meine Gedanken schlagen auf mich ein. Worte, die mich selbst verletzen. Die kein gutes Haar an mir lassen.

Wie blöd bist du eigentlich? Kannst du nicht einfach den Mund halten? Deine Erwartungen sind zu hoch. Stell dich nicht so an. Sei nicht so sensibel. Du bist einfach nur zu blöd. Du bist einfach nur zu dumm.

Heike hör endlich auf damit.

"Mach dich nicht so klein", sagt mein bester Ehemann der Welt und nimmt mich in den Arm.

 

Da sind sie wieder ...

 

Diese Gedanken und Fragen - Was ist dumm daran, anderen die Meinung zu sagen. Mitzuteilen, dass ein Anlass etwas Besonderes werden sollte und diese Möglichkeit verpasst wurde? Warum wird mir unterstellt zu viel zu wollen, zu verlangen und Druck auszuüben? Weil man selbst, nicht auf die Idee gekommen ist? Weil man es nicht für notwendig hält? Warum muss man sich für eine Idee Freude zu bereiten, identifizieren? Identifizieren? Womit? Damit, dass man in diesem Jahr mal etwas anders macht? Was ist an einer Karte oder einem Glücksbringer per Päckchen, so ungeheuerlich? Kann man nicht einfach etwas mitmachen, weil man sich darauf verlässt, dass diese Bitte ganz sicher Freude schenkt?

 

Es sind nur meine Prioritäten...

Ich bin eben anders. Ich will zu viel, auch wenn es nur um die Freude eines anderen geht. Ja, mir ist die Freude dieses Menschen ungeheuer wichtig, weil es verdient hat, weil er es wert ist. Da liegt meine Priorität. Es war mein Irrglaube, dass auch andere ein Interesse daran haben. Es sind nur meine Prioritäten und diese werde ich nicht ändern.

Ich kann mich noch sehr gut an diese ungläubigen Augen im letzten Jahr erinnern, als in einer Kiste über 30 Karten lagen. Geschickt von Menschen die ihn nicht mal kannten. Sein Herz strahlte über  ganz Dresden, auch wenn enttäuscht bemerkt wurde, dass ausgerechnet Karten aus Potsdam fehlten. Dazu noch die Päckchen, ein Boot und der Überraschungsbesuch. Ja, meine Ideen hatten seinen 65. Geburtstag ganz besonders werden lassen. So, wie ER sich es gewünscht hatte. Das war so toll, ihn in dieser Freude und Dankbarkeit zu erleben. 

 

Und doch sind sie da wieder ...

Warum aber werde ich sofort zum Verlierer? Nur weil ich meine Gedanken ausgesprochen, meine Enttäuschung ausgedrückt und ganz einfache Ideen-Beispiele genannt habe? Ich wollte den toll geplanten 66. Geburtstag, den wir stornieren mussten, doch noch so wundervoll wie möglich machen. Damit stand ich aber allein.

"Es sind nur DEINE Erwartungen. Von ihm höre ich das nicht". Weil es von ihm selbst nicht kommt, sind es nur meine Erwartungen? Muss ich das verstehen? Wer ihn wirklich kennt, der weiß, solche Dinge würde er niemals aussprechen. Wie so schön gesagt: "er ist so herrlich unkompliziert". Natürlich. Er ist herrlich unkompliziert, weil er niemals seine Enttäuschung, seine innersten Wünsche aussprechen würde. Er ist so unkompliziert, weil er immer zurück steht, seine Interessen und Wünsche immer hinten anstellt und nur nimmt was er bekommt. Was er nicht bekommt, radiert er aus. So ist er und dafür liebe ich ihn, auch wenn es mir manchmal sehr weh tut. Ist es deshalb falsch, seine Wünsche erfüllen zu wollen? Ich bin eben anders.

 

Das sind sie wieder... Haut endlich ab!

Nun habe ich wieder aufgeschrieben, was mich jagt. Ich weiß sehr genau, ich gerate immer wieder in die Opferhaltung. Ich habe es schwer, mich daraus zu befreien. Ich weiß genau, alle meine harten Worte gegen mich selbst, sind nicht wahr. Ich bin ein Mensch, mit Ecken und Kanten, aber mit dem Herz auf dem richtigen Fleck.  

Ich habe gelernt und übe immer noch, zu sagen bzw. zu schreiben was ich denke. Das ist schwer, aber ich will diesen elenden Druck nicht mehr, den ungesagte Worte oder Gedanken ausüben.

Ich will und muss nichts mehr totschweigen, auch wenn ich dafür Gegenwind erfahre, den ich nur schwer aushalten kann.

Nein, es gelingt mir nicht immer, aber in besonderen (oft nicht mal für mich) Situationen, tue ich was mein Herz mir sagt. Mein Herz spricht nicht falsch. Es ist so wunderbar, sich mit anderen zu freuen, die Freude bei dem anderen zu sehen und zu spüren.

Ja, ich kenne diesen Mann, seine Wünsche und Träume, besser als jeder andere.

Natürlich gibt es da auch Menschen, die mich abschmettern, weil es nicht in ihr Konzept passt. Das ist dann eben so, auch wenn ich es kaum aushalten kann. Es ist so. 

 

Konsequenz

Ich werde nicht mehr andere dazu einladen mitzumachen oder eine Idee umzusetzen. Das ist nicht meine Aufgabe, auch wenn es mir leid tut. Es war so schön, gemeinsam eine Idee umzusetzen. Die Erinnerung bleibt. 

Es ist nicht meine Aufgabe, mit meinen Freude-schenken-Ideen, in die "Lebenswirklichkeit" anderer einzudringen. 

 

Ich bin anders

Ich werde weiterhin mein Möglichstes tun, um Freude zu verschenken, seine innersten Wünsche zu erfüllen. Ich werde mich weiterhin freuen, über seine leuchtenden Augen, sein strahlendes Herz und seine Gedanken dazu. Gemeinsam werden wir uns freuen.

Ich bin anders. Ich möchte so gern an mich selbst glauben. Einfach so! Und nicht sofort aus dem Gleis geraten, bei Gegenwind. Ich möchte doch nur zu mir stehen. Irgendwie. Ich weiß nicht wie. Doch irgendwann werde ich es können. Irgendwann.