Prostatakrebs - Heute im Krankenhaus - Eine Sonnenstunde im Miteinander - Gedanken, Wünsche und Informationen austauschen. Es hat mir gut getan.

Besuch im Krankenhaus - Eine Sonnenstunde für uns

Ich habe es geschafft. Mir ging es heute endlich besser und so habe ich mich auf den Weg ins Krankenhaus gemacht. 

Als ich auf der Station ankam, kam mein Mann gerade gelaufen, was mich sofort entlastete. Wir gingen nicht auf sein Zimmer, sondern setzten uns vor dem Gebäude auf eine Bank in der Sonne.

Heute sah mein Mann wieder "normal" aus und auch seine Stimme ist wieder die seine. Ich war so froh. Wir saßen da und erzählten.

 

Rückblick - Operation

Ja, es gab nach der OP irgendein Problem, deshalb hatte ich warten müssen. Er hatte wohl ein schiefes Gesicht und so wurde Schlaganfall vermutet. Eine Stunde lang wurde er noch einmal durchgecheckt bis hin zum Kopf - CT. Dann kam die Entwarnung aller Ärzte. Aber dieser Trubel und die Gewissheit, dass etwas nicht in Ordnung war, hat ihm die schwere der Operation noch mal sehr viel bewusster gemacht. 

Ja, er verstand nun meine Ängste vor dem, was da noch so alles sein könnte... Operation - Komplikationen wie: Herzinfarkt, Schlaganfall, Krankenhauskeim, Wundentzündung, innere Blutungen ... Es war ihm klar, dass es für mich die Hölle war und durch meine psychische Behinderung noch verstärkt wurde. Er hatte sich solche Sorgen gemacht, an dem Tag, wo ich kein Zeichen gab, weil ich den ganzen Tag verschlafen hatte. 

Als ich ihm erzählte, wie die Nachbarn im Schlafzimmer standen und was danach und bis zum heutigen Tag passierte, wie wunderbar diese Menschen sind und sie nicht einmal Familie sind, stimmte er meine Empfindungen und Gedanken zu. Genau wie ich, war er voller Dankbarkeit, gegenüber ihnen. 

 

Untersuchungen und Kontrollen auch am Sonntag

Er erzählte mir von den ganzen Untersuchungen, Kontrollen, selbst Samstag und Sonntag bis in die Abendstunden hinein. Der OP-Schnitt ist ein Längsschnitt über den Bauch. Ich wunderte mich, doch mir wurde klar warum. Mein Mann sagte, sie lassen die Bauchmuskel ganz, diese sind in einem bestimmten Bereich getrennt. Genau dort werden sie dann zur Seite gezogen. Die gesamte Prostata ist raus und in die Pathologie geschickt. Der Befund ist noch nicht da.

Heute wurden die letzten Schläuche aus der Wunde gezogen. Die Wunde heilt sehr gut und ohne Eiter. Er hat  auch keine, so wie andere, Wund- oder Nahtschmerzen und kommt völlig ohne Schmerzmittel aus. Wie wunderbar!!! Der Chefarzt kontrolliert alle Befunde und legt weitere Schritte fest. Er sorgt sich um seine Patienten auch nach der Operation. Wunderbar!!! 

Der große Katheder-Beutel am Bauch ist weg und durch einen kleinen Beutel am Schienbein ersetzt. So konnte er heute endlich eine Jogginghose anziehen. Er läuft langsam und auch das hinsetzen ist schwierig. Das war mir aber klar, da ich selbst einen Kaiserschnitt hatte. Daher war ich heute sehr beruhigt,  wie ich ihn so sah.

Bewusstsein, wie!!! schwer dieser Eingriff ist, hat ihn auch sein Mitpatient gegeben. Dieser hatte sich überfordert und Anweisungen nicht befolgt, ist gestern umgefallen und durchläuft seit dem "tausende" Untersuchungen, seine Befunde sind schlecht. Es hat aber die positive Konsequenz, dass mein Mann gut auf sich aufpasst, auf die Zeichen seines Körpers. Aus meiner Angst heraus (Erfahrungen) "Krebs streut, wenn er Sauerstoff bekommt (Operation)",  haben wir verabredet, dass mein Mann nachfragt wann noch einmal eine Metastasensuch-Kontrolle gemacht wird, selbst wenn wir diese selbst bezahlen müssen. Meine Angst ist jetzt kleiner aber immer noch hoch. Sie ist nicht unbegründet. 

 

Voraussichtlich wird er Dienstag entlassen. Freu - Dankbar

 

Wir haben ja uns

Ich zeigte ihm dann alle Nachrichten und Grüße, über die er sich sehr freute. Er hatte eine Weile zu lesen und zu schauen. Er konnte meine Enttäuschung und meinen Schmerz verstehen. Niemand aus der Familie hatte ein kleines Danke für mich oder eine kurze Nachfrage, ob ich zurecht komme, wie ich es überstehe oder ... Ich konnte ihm ansehen, dass es ihm weh tat, die Gewissheit zu haben (wie ich) dass ich allein bin und allein gelassen werde, wenn er krank ist. Damit hat er,  genau wie ich, nicht gerechnet. Mit drei Sätzen hatten wir uns verständigt "Wir haben ja uns". Und doch weiß ich jetzt, dass er nun leider begreifen musste, was ich schon begriffen hatte  und warum ich solche riesigen Ängste hatte und habe. Wir nahmen uns den Arm und schauten uns lange in die Augen. Ja, wir haben uns.

Sonst so heute

      Hundsrose                               Frühstück                                                       Päckchen-Überraschung einer F-Freundin

Unglaublich aber wahr

Heute früh begrüsste mich eine Hundsrose auf dem Balkon. Sie zauberte, trotz der frühen Stunde, ein Lächeln in mein Gesicht. Ja, heute würde endlich wieder ein besserer Tag.

Wie gestern verabredet, stand meine wundervolle Nachbarin, pünktlich um 11:00 Uhr vor der Tür. "Kontrolle" ob ich aufgestanden war, weil ich ins Krankenhaus wollte. Sie stand da, lächelte mich an "Guten Morgen liebe Heike". In den Händen ein Glas frisch gepressten Orangensaft (weil ich ja was trinken muss) und im Körbchen ein warmes Brötchen (weil ich ja was essen muss). Ich war völlig platt. Unglaublich. "Wir freuen uns sehr, wenn du es allein schaffst. Sag uns aber bitte, ob es wirklich geht. Wenn nicht, dann fahren wir dich hin. Sei ehrlich!"  Diese Beiden sind echt unglaublich. Wir verabredeten, dass ich Bescheid gebe, wenn ich merken sollte, dass es nicht funktioniert. Es funktionierte. Stolz auf mich.

Ich gönn mir etwas Gutes

Heute ging es mir gut. Der Besuch im Krankenhaus hatte mir gut getan. So fuhr ich endlich zur kath. Hofkirche, um meine Kerzen anzuzünden. Das hatte ich schon am Tag der OP tun wollen, aber da war es mir unmöglich. 

Ich platzte in einen Gottesdienst, gerade sang ein Chor. Dankbar. Ich gehe zur Maria, zünde meine Kerzen an und sitze da und rede mit meinem Sternenkind. Sie soll doch bitte dem da oben mal sagen, dass Betroffenen Menschen (Kerzen) noch eine Weile hier auf Erden gebraucht werden.  Es war einfach von Herzen gut, dass ich heute hier sitzen konnte. Meine Seele und mein Herz fanden Frieden.

 

Meine Nachbarin kam am Abend noch mal vorbei. "Bist du wieder da? Du hast es schafft, wir freuen uns so sehr. Brauchst du noch was? Du sagst bitte Bescheid. Sag Bescheid, wann er entlassen wird,  wir werden ihn abholen (Auto). Hast du heute früh gegessen? ... Ich zeige ihr, dass ich gegessen haben und dann wünschen wir uns eine gute Nacht. Ich bin so dankbar. Es gibt noch Menschen mit riesigem Verständnis und Herz.

Ich bin dankbar für diesen Tag. Wir haben ja uns!