Einer dieser vielen Tage. Depression hat viele Gesichter. Depression hat viele Tage. Einer so, der andere so und wieder ein anderer ganz anders ...

Einer dieser vielen Tage

Einer dieser Tage beginnt um 3:00 Uhr früh. 

Meine Unruhe nimmt mir den Schlaf und schickt mir Gedankenwirbel.

Die Bettdecke ist schwer, wie mit Blei gefüllt.

Ich habe Mühe mich aufzusetzen, aufzustehen.

Auf meine Brust drückt ein großer Stein, macht mir das atmen schwer.

auf den Schultern lagert ein dicker Balken,

An meinen Füßen sind Bleisäcke. Jeder Schritt ist zuviel.

Mein Kopf will nicht denken,  aber auch nicht schlafen.

Es fühlt sich an, wie eine große Kaugummiblase unter der Schädeldecke.

 

Was mache ich gerade? Was will ich? Warum bin ich hier?

Ich weiß es nicht.

 

Ich bin da und doch nicht da, in dieser Welt, an diesem Tag.

Im Bad schaue ich mühsam in den Spiegel.

Nein mein Morgen-Lächeln gelingt mir heute nicht.

Eine furchtbare Fratze, mit müden kalten Augen, schaut mich an und die Haare sind ein hässlicher Mopp.

Egal! Na und? Scheißegal.

Und doch bin ich aufgestanden. Warum?

Kaffee. Nur ein Gedanke: Kaffee.

Mühsam sortiere ich meine Handlungen.

Der volle Filter fällt runter, das Wasser läuft neben die Kanne.

Egal. Die Kaffeemaschine bringt den ersehnten Kaffee.

Endlich.

 

Mühsam schleppe ich mich auf den Balkon.

Auf meinen Schultern ..., auf meiner Brust ..., im Kopf ...

Geschafft, ich lasse mich auf den Stuhl fallen.

Kaffee. Ich verbrenne mir die Zunge. Egal.

Ich schaue über meine Blumen in den Himmel.

Die Sonne geht gerade auf und eine leichte Brise weht mir um die Nase.

Egal. Mein Kopf kann noch nicht denken, mein Körper nicht fühlen.

Ich sitze da und rauche. Starre in den Tag.

Bitte nicht schon wieder, einen, dieser vielen Tage.

 

Ich bin so müde. So unendlich müde. 

Kann nicht denken und jede Bewegung ist eine Last.

Es ist keine Freude in mir, keine Zuversicht. 

Nur das - irgenwie überleben-Modul - ist schwer-gängig  in Betrieb.

Die Zeit vergeht, ohne dass ich es bemerke.

Sie ist einfach weg.

Ich sitze da und starre in die Welt, teilnahmslos wie tot.

Lustlos und gefühllos sitze ich bei der nächsten Tasse Kaffee.

 

Ein wenig Facebook-surfen - gedankenlos, sinnlos.

Facebook-spiele, nein auch sie bringen meine Gedanken nicht auf Trab.

Ich trage schwer an meiner Last.

Auf meinen Schultern liegt ein Balken, an meinen Füßen hängen Bleisäcke und ....

 

Jetzt spielen Zweifel, Angst und Selbstzerstörung  im Kopf einen Reigen.

Unsinn! Ich weiß, doch ich komme nicht dagegen an.

Ich bin überfordert von der Wucht meiner Gedanken. 

Ich bin nicht mehr gemacht, für das wirkliche Leben.

Das Leben ist zu schwer für mich.

Ich taumle durch den Tag.

Vergessen ist essen und trinken. Vergessen sind Vögel und Blumen.

Verschwunden im Nebel des grauen Einerlei.

Nur irgendwie überleben.

Morgen ist ein neuer Tag.

Morgen ist ein neuer Tag und dieser kann ganz anders sein.

Hoffentlich.

 

Dieser Tag. Einer dieser vielen Tage, in meinem Leben mit der Depression.

 

Morgen ist ein neuer Tag!